Alaska 2017

Meine erste Alaskareise zum Mount Denali und zu den Bären im Lake Clark NP war leider viel zu schnell vorbei. Allerdings hatte ich in den letzten 14 Tagen und vor allem Nächten, die Gelegenheit, die Erlebnisse beim Sichten, Entwickeln und Auswählen der Bilder immer wieder aufzufrischen.

Es erfüllt mich mit grosser Freude, dass der Mount Denali (6’193 m), der höchste Berg Nordamerikas und der nördlichste Berg über 5’000 m, sich uns an 2 Tagen präsentiert hat. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass der Denali nur von 30% der Jahresbesucher gesehen werden kann. Die anderen 70 % sehen ja nur Wolken.

Mount Denali ( 6’193 m) mit Wonderlake

 

Bereits am Denali Highway vor den Toren des Nationalparks haben wir uns in die Fotografie gestürzt. Speedy Füllemann hat  meine „Arbeit“ mit der Langzeitbelichtung auf eindrückliche Weise festgehalten.

… the Making of … (Foto Speedy Füllemann)
Langzeitbelichtung vom ungewöhnlichen Standort

Irgendwie war es ja schon bezeichnend, wenn die beiden Oldies der Gruppe, mein Freund Speedy und ich als sein Foto-Lehrling in der Blockhütte „LAST CHANCE“ im Camp Denali untergebracht wurden. 

Der Name unserer Blockhütte war Programm, nicht nur für den Blick zum Denali. Kein Strom, kein Internet, kein warmes Wasser, keine Dusche, Holzofen zum selbst anfeuern, WC einige Meter entfernt mit ordentlicher Durchzugsbelüftung und das bei Temperaturen um den Nullpunkt in der Nacht. Und trotzdem, wir haben das alles unglaublich genossen, und wie! Wir haben uns gefühlt, wie Kinder auf dem Zeltlager und wir möchten dieses Erlebnis nicht missen. Unser Frischluft-WC hatte sogar ein Herzchenfenster Richtung Denali, damit wir immer den Kontrollblick in die richtige Richtung machen konnten. Und wir hatten Spass, viel Spass.


Die familiäre Atmosphäre im Camp war einmalig. So wurde bei jedem Essen die Sitzplatzordnung neu festgelegt und jeder musste sich kurz vorstellen. Habe einmal mehr die Bestätigung erhalten, dass mein Englisch sehr verbesserungswürdig ist. Die Überraschung war aber bei mir sehr gross, dass nach meiner Vorstellung, beim nächsten Essen eine Liechtensteinflagge aufgehängt wurde.


Auf besonderen Wunsch von Jeff Schultz spielte Speedy an einem Abend auf dem Klavier für Jeff und Thomas von Amazing Views und alle anwesenden Gäste „Amazing Grace“. Es war ein Gänsehaut Moment, als ein Teil der Anwesenden mitsang. Danke Speedy, deine Klaviereinlagen sind für mich untrennbar mit dieser Traumreise und dem Camp Denali verbunden.

 

 

 


Danke auch für deine Freundschaft und deine Geduld als „Profischauspieler“, der für meine Enkel immer mal wieder  bei Blödelfotos mitmacht. Meine Enkel lieben diese Fotos mehr als langweilige  Opa-Landschaften. 😉

Speedy als Caribou

Unser Frühstückskoch hatte uns zu einem kleinen Musikabend eingeladen. Er spielt zuhause in einer Countryband und hatte zusammen mit einer Freundin für uns gesungen und gespielt. Das erste Stück war für mich, weil ich aus Liechtenstein kam. 😉

 

 

 

Am frühen Morgen (04.30 Uhr) des dritten Denali NP Tages klopfte Jeff Schultz, unser umsichtiger und engagierter Photoguide aus Alaska, an die Tür unserer Blockhütte. „The Mount Denali is out now!“ Es war ein überwältigender Augenblick und mein Kumpel Speedy und ich waren in Rekordzeit angezogen und vor dem kleinen See im Camp Denali am Fotografieren. Aber es kam noch besser. Das war wirklich wie Ostern und Weihnachten am gleichen Tag. Der Mount Denali im Hintergrund des Sees in der roten Morgensonne und links vorne im See eine Elchmutter mit Jungem. Meine Aufregung war so gross, dass ich zu Beginn nur schwarze Fotos machen konnte. Jeff half mir dann den „gordischen Knoten“ zu lösen und die Fehleinstellungen an meiner Kamera zu beheben. „Danke, danke Jeff, ohne deine Hilfe wäre ich vermutlich an diesem „Traummorgen“ ohne Bilder geblieben.“

Elchmutter mit Jungem (Moose with Cup)

 

Nach den ersten beiden Tagen, haben Speedy und meine Wenigkeit sich über 4 Tage im Denali NP ausgelassen. Wir haben Thomas Brühlmann von Amazing Views bearbeitet, dass zeitlich der Denali NP überbewertet ist. Tja, was soll ich sagen, Speedy und ich wurden doch tatsächlich über Nacht eines anderen belehrt oder anders gesagt, viiiiel klüger! Nach dieser „Denali-Inszenierung“ haben wir reumütig Thomas gebeten, unseren Vorschlag, den Denali Aufenthalt zu kürzen, zu vergessen. Die Reise war wirklich sowas von super organisiert und die ruhige, umsichtige und kompetente Betreuung durch Jeff und Thomas rundeten die denkwürdige Reise ab. Für den Rest der Reise wurde der „überbewertete“ Denali NP zum „Running Gag“, der uns immer mal wieder zum Lachen brachte.

Raststation Eielson, Blick zum Mount Denali (6’193 m)
Denali NP, Rentier (Caribou) in der Tundra

 

Moorschneehuhn (Willow Ptarmigan)

 

Grizzly in der Tundra des Denali NP
Grizzly in der Tundra des Denali NP
Wonderlake mit Mount Denali (6’193 m)
Wollgras am Ufer eines kleines Sees im Denali NP
Strasse zum Denali (6’193 m)

 

Emotional am Eindrücklichsten waren für mich aber die Bärenbeobachtungen. Das Beobachten und die teilweise sehr “ nahen“ Begegnungen sind ganz tief in meinem Herzen angekommen. Erst blieb einem die Luft weg, dann kam der erste Reflex, dass man davonrennen wollte. Die Bärenguides hatten uns allerdings davor gewarnt. Damit der Jagdinstinkt der Bären nicht entfacht wird, mussten wir einfach als Gruppe zusammen- und ruhig stehenbleiben. Und die Bärin spazierte mit ihren Jungen tatsächlich an uns vorbei. Und sie waren nah, wir konnten sie sogar riechen.


Wir durften gemäss den Bärenguides mehr als 12 verschiedene Bären 3 Tage lang beobachten und die verschiedensten Situationen liessen uns auch den teilweise starken Regen einfach vergessen. Es waren sehr viele Beobachtungen zu machen, die alle in unserer Gruppe tief berührt haben.

Säugende Bärenmutter mit ihren Jungen

 

Lachsjagd im Fluss

Lachs „Diebstahl“ aus dem Netz der Fischer

Keiner von uns hat diese Nähe zu den Küstenbraunbären erwartet. Entsprechend war dann auch unsere Begeisterung.  Ein besonderer Moment, der Besuch einer Bärenmutter mit ihren 2 Jungen in unserer Lodge.

 


Der Flug zurück nach Anchorage bot sehr schöne Aussichten und zeigte vor Allem, wie riesig Alaska und die überflogene Küste ist.

In dem kleinen Flugzeug im Kreis (Halo) sitzen wir 😉

 

Auf der Fahrt Richtung Kenai Peninsula wartete ein neues Highlight auf uns, genauer gesagt ein Hubschrauber. Er brachte uns zum „Inner Lake George“, einer Gletscherlagune vor dem Colony Gletscher. Hier wurden wir für 5 Stunden in der Einsamkeit ausgesetzt. Erstmals seit einiger Zeit, war unsere kleine Gruppe in der Umgebung der Lagune nur noch winzigklein. Kein anderer Tourist auf hunderte Kilometer im Umkreis. Nach kurzer Zeit war jeder von uns der wollte, wirklich allein.

Knik Glacier

 

Entlang des Turnagain Meeresarms konnten wir den Kampf der Lachse mit der Strömung beobachten. Zehntausende von Kilometern legen die Lachse zurück um ihren Geburtsort zu erreichen und die Eier abzulegen und zu befruchten. Mit letzter Kraft kämpfen sie sich durch die Stromschnellen bzw. die Strömung. Teilweise kommen sie einen Meter vor um dann völlig entkräftet wieder 2 – 3 Meter zurückgetrieben zu werden. Das ist aber nur ein Kampf. Erstens kämpfen sie untereinander immer wieder um einen kleinen Vorteil und zweitens warten immer mal wieder hungrige Bären auf sie. Wir konnten sie in der Nähe des Portage Lake beobachten, ohne Bären und in einer Sackgasse des Flüssleins. Sie waren offenbar am Ziel, wo sie nach dem Laichen verenden.

 

 

Bergziege (Mountaingoat) ober dem Turnagain Meeresarm

Zum Ende der Reise waren wir noch mit einem Boot von Seeward auf der Halbinsel Kenai aus, einen ganzen Tag mit dem Boot unterwegs um Tiere zu suchen bzw. zu beobachten. Auch hier konnte der Regen uns (fast) nicht vom fotografieren abhalten. Besonders Susan aus unserer Gruppe hat es uns gezeigt. Wir „Weicheier“ sind immer mal wieder in der Kajüte untergekrochen. Nur eine war eisern draussen. Susan, Hut ab!

Weiskopfseeadler (Bald Eagle) Wappentier der USA
Qualle (Jellyfish) Kenai Halbinsel
Meerotter (Sea-otter) im Hafen von Seward, Kenai Halbinsel

 

 

Schwarzfuss Dreizehenmöve ( Blacklegged Kittiwake)
Schwarzfuss Dreizehenmöve ( Blacklegged Kittiwake)

Es war wirklich eine sensationelle, sehr gut organisierte und hervorragend geführte Reise, die einen besonderen Platz bei mir einnimmt. Nicht zuletzt auch durch die gemeinsamen Erlebnisse mit meinem „Seelenverwandten“ Speedy.

Danke an Speedy, Jennifer und Thomas Brühlmann von Amazing Views, Jeff Schultz und Michael Deyoung.

PS:

Das ist mein erster Blogbeitrag, den ich je erstellt habe. Es gibt 3 Gründe, warum der Beitrag von mir gerade jetzt erstellt wurde.

  1. Meine Tochter Kerstin, die mich sanft überzeugt hat, in dem sie mir das einfach mal eingerichtet hat. Danke Schnugg!
  2. Die phantastische Reise nach Alaska.
  3. Dass ich Koffer packen sollte, das aber hasse und alles andere lieber mache.

PS: PS: oder Nachtrag:

Die Reise hat ja schon weit vor Alaska mit spektakulären Bildern aus dem Flugzeugfenster begonnen. Es lohnt sich wirklich, ab und zu den Fensterschieber aufzumachen.

Über Nordgrönland war die Wolkendecke offen.




Und dann wurden wir in der „Lakefront Hotel Bar“ mit „Smoke On The Water“ begrüsst.

 

Das musste nun sein, irgendwie hätte mir das noch gefehlt.

13 Kommentare

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Füllemann Speedy
18. September 2017 um 20:32

Lieber Jürgen – Ich gratuliere dir ganz herzlich zu deinem Blogeintrag!!! – Du bist in allen Teilen der Fotografie sehr bewandert! Fantastische Aufnahmen hast du mit deinen Texten und deinen Erinnerungen auch in meinem Sinne festgehalten! Es war in der Tat eine unvergessliche Reise. Diese Reise mit einem solchen Freund unternehmen zu können, das ist ein ganz besonderes Ereignis! Ich freue mich sehr, wenn wir zwei Oldies noch weitere Abenteuer gemeinsam auf der Liste haben! Mit bestem Dank für all das Schöne und Erlebte! Herzlichst Speedy

Jürgen Rottmar
18. September 2017 um 23:00
– Als Antwort auf: Füllemann Speedy

Danke Speedy. Werde auch in Zukunft gerne für dich „unsere“ Gedanken festhalten, wenn ich weiter von dir lernen darf. 😉

Steinhauser Susanne
18. September 2017 um 21:12

Jürgen. Herzlichen Dank. Du hast mir mit Deinem Blog gerade ein wunderbares Geschenk gemacht. Du hast es geschafft, mich in Gedanken wieder nach Alaska zurückzuführen und unsere wunderschönen Erlebnisse nochmals zu erleben. Danke. Einfach grossartig. Bleib dabei und schreib weitere Blogs. Du machst das cool und ich würde mich auf Deine Erzählung über Namibia und Botswana freuen. Geniesst die neuen Erlebnisse.

Jürgen Rottmar
18. September 2017 um 22:56
– Als Antwort auf: Steinhauser Susanne

Freut mich sehr Susanne. Während dem Schreiben ist immer mehr dazugekommen. Auch ich durfte die ganze Reise nochmals erleben. Und es hat sogar Spass gemacht. Mal sehen was da in Afrika mit dem Internet geht.

Thomas Brühlmann
19. September 2017 um 7:47

Lieber Jürgen, wow – sehr toller Blog. Das ist ein sehr schöner Bericht mit wunderbaren Fotos. Grosses Kompliment! Ich bin natürlich immer noch froh, dass ihr die Bewertung des Denalis anpassen konntet 🙂 Vielen Dank noch einmal, dass ihr mit Amazing Views gereist seid. Ich freue mich auf die nächsten Abenteuer in Namibia. Hoffentlich gibt es viel Stoff für weitere Blog Beiträge. Herzlicher Gruss und bis Morgen am Flughafen, Thomas

Jürgen Rottmar
19. September 2017 um 8:34
– Als Antwort auf: Thomas Brühlmann

Thomas, keine Angst. Ich hab mir fest vorgenommen, erst am Schluss der Namibia Reise „Anregungen“ weiter zu geben. Ausser, „Es redet mir“. 😉 Bis Morgen.

Jennifer Brühlmann
19. September 2017 um 8:46

Lieber Jürgen, vielen Dank für diesen tollen Blogbeitrag. Ich habe ihn mit grossem Genuss gelesen und Deine fantastischen Alaska Aufnahmen bewundert. Die Videos bieten „Hühnerhaut“-Atmosphäre pur! Du nimmst den Leser mit auf eine fantastische Reise, als ob man selbst dabei gewesen ist 🙂 Ich freue mich auf viele weitere Blogs Deiner Abenteuer. Liebe Grüsse, Jenny

Jürgen Rottmar
19. September 2017 um 9:15
– Als Antwort auf: Jennifer Brühlmann

Danke dir, Jenny für die super Organisation dieser Reise. Nachdem sich ja Thomas vorgedrängt hat um meine Frau und mich nach Namibia zu begleiten, freu ich mich erst recht auf die bereits fixierte Reise mit dir nach Schottland und die Äusseren Hebriden im 2018.

Patrik Oberlin
19. September 2017 um 11:09

Was für wunderschöne Bilder. Dieser Berg hat was ganz magisches an sich. Ich als fleissiger Berggänger, bin schon nur von der Zahl über 6000 fasziniert. Und dann noch Speedy aus Grindelwald am Klavier 🙂 Mega! LG Patrik Oberlin

Kerstin Rottmar
20. September 2017 um 14:09

Herzlichen Glückwunsch zum ersten Blogeintrag!!! 🎉
Ich freue mich darüber, dass dir dein neues Blogger-Leben Spaß macht und du deine Reisen in dieser Art festhalten kannst. Dadurch erlebst nicht nur du deine Reise erneut, sondern lässt andere an deinen Erlebnissen teilhaben. Das ist schön!
Ich bin schon gespannt, was du von deinen nächsten Reisen zu berichten hast. Viel Spaß in Namibia!
Kerstin

Monica Rapp
22. September 2017 um 21:09

Lieber Jürgen. Gratuliere zu Deinem Blog-Beitrag. Und vor allem zu den tollen Bärenbilder. Das sind ja ganz putzige Kerle. Würde am liebsten sofort in den Flieger steigen. Freue mich auf
deinen nächsten Beitrag. Vorerst aber viel Spass und Freude in Namibia und gut Bild. Monica

Günther Stein
9. Oktober 2017 um 11:42

Lieber Jürgen, das ist ja grossartig, welch wunderschöne Photos du gemacht hast. Ich und auch Brunhilde können dir dazu nur gratulieren! Wir freuen uns schon auf die nächste Reise…

Amy
25. März 2018 um 14:30

Lieber Opi, ich finde du bist ein richtiger Superfotograf.
Du bist der Beste.
Ich hab dich so lieb!