Patagonien, Falkland Inseln, Südgeorgien 2017 (07)

G R Y T V I K E N   Dienstag, 31.10.2017

Der Name Grytviken kommt aus dem Norwegischen und bedeutet so viel wie Kesselbucht. Die Robbenfänger benutzten dreibeinige Kessel um das Fett zu kochen, von denen sie einige hier zurück liessen. Die rostigen Überreste der alten Walfangstation Grytviken (1904 bis 1966) wurden teilweise aufwendig von Asbest gesäubert und einzelne Gebäude renoviert. Andere Gebäude mit morscher Bausubstanz wurden soweit aufgeräumt, dass sie wieder betretbar wurden. Das heisst, man hatte die Seitenwände und das Dach entfernt und nur die rotstigen Maschinen stehen lassen. Und wie gesagt, nun ist alles „Historisch“ und man sieht keine Veranlassung mehr, den von Menschen verursachten Schrottplatz aufzuräumen.

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Königspinguin in der Mauser, zwischen "Historischen" Rostteilen (King Penguin)
Königspinguin (King Penguin) in der Mauser, zwischen „Historischen“ Rostteilen, Grytviken

 

Sonnenuntergang vor Grytviken – Traumabschluss der Traumreise nach Südgeorgien
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Sonnenuntergang vor Grytviken – Traumabschluss der Traumreise nach Südgeorgien
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Linsen- oder Tellerwolken (Lenticularis), Grytviken
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Linsen- oder Tellerwolken (Lenticularis), Grytviken

 

P R I O N   I S L A N D   Mittwoch, 01.11.2017

Dies ist eine sehr spezielle und sensitive Anlandestelle mit hohem Erhaltungswert. Unser Schiff durfte anlanden, da aber nur bis zum 20. November überhaupt angelandet werden darf, werden es nicht sehr viele in diesem Jahr sein. Es durften auch nie mehr als 50 Personen gleichzeitig an Land gehen. Ein hölzerner Steg führte zu zwei Beobachtungsplattformen. Dieser Steg durfte unter keinen Umständen verlassen werden und wir wurden auch angehalten, still zu sein. Schade, dass dies nicht auch bei anderen Anlandungen galt. Unterschiedliche Herkunft bedeutete auch unterschiedliches Verhalten, was nicht immer kompatibel zu unseren Vorstellungen ist. Ich glaube, ich werde mich nie daran gewöhnen, dass Menschen, die etwas besonders schönes sehen, dies mit lauten Ah und Ohs und Anderem, laut kommentieren müssen, statt einfach still zu geniessen. Auf dieser Insel ging es tatsächlich anders und es war dadurch einfach eine Wohltat. Prion Island ist ein Brutplatz der Wanderalbatrosse und des Südgeorgien Piepers (South Georgia Pipit), des einzigen Singvogels auf Südgeorgien. Einen kleinen Wanderalbatross im Nest sahen wir, die anderen waren bereits unterwegs oder die Nester nicht im Sichtbereich der Plattformen. Wanderalbatrosse können bis zu 80 Jahre alt werden und haben eine unglaubliche Flügelspannweite von bis zu 3,50 Metern. Daher benötigen sie zum Starten und Landen einen sogenannten „Airstrip“, eine Art Start und Landebahn mit entsprechend starken Wind.

Wanderalbatross Küken im Nest (
Wanderalbatross Küken im Nest (Wandering Albatross), Prion Island
Riesensturmvogel mit Küken (Giant Petrel with Chick), Prion Island
Riesensturmvogel mit Küken (Giant Petrel with Chick), Prion Island
Riesensturmvogel beim Brüten (Giant Petrel), Prion Island
Riesensturmvogel beim Brüten (Giant Petrel), Prion Island
Südgeorgien Pieper (South Georgia Pipit), Prion Island
Südgeorgien Pieper (South Georgia Pipit), Prion Island
Seebär (Fur Seal), Prion Island
Seebär (Fur Seal), Prion Island
Seebär (Fur Seal), Prion Island
Seebär (Fur Seal), Prion Island

 

S A L I S B U R Y   P L A I N   Mittwoch, 01.11.2017

An der Nordküste Südgeorgiens gelegen, ist Salisbury Plain die wohl beeindruckendste und authentischste Zurschaustellung der Natur. Die Sandebene des Grace-Gletschers demonstrierte all die Kraft und Schönheit einer unberührten Natur. Im Herzen dieses friedlichen Idylls lag eine Kolonie von 250 000 Königspinguinen. Inmitten dieser orangeköpfigen Paare, die zum Teil auch schon braune Jungtiere an ihrer Seite hatten, findet man auch immer wieder Seebären, die versuchen, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, um ihre Jungen zu füttern. Trotz Regen und starkem Wind wurden wir von diesem Anblick vollkommen gefesselt. Es war ein ständiges kommen und gehen zu beobachten. Die älteren Pinguine stürzen sich immer wieder in die Fluten um Nahrung für ihre Jungen herbeizuschaffen, während andere gerade ankommen und in der riesigen Menge ihr Junges suchen. Für uns nicht vorstellbar, erkannten sie in dieser Menge ihre Jungen am Rufen. Wir hörten nur den hohen Geräuschpegel, hatten aber keine Chance ein einzelnes Tier herauszuhören, ausser, es stand zufällig in unserer Nähe. Lustig war für mich, dass Pinguine unterschiedlich grosse Füsse haben. Ich stellte mir immer vor, wie das wäre, wenn ich an einem Fuss einen Schuh mit 43 benötigen würde und am anderen mit 38. Aber die Natur hat das wunderbar gelöst, in dem die Pinguine einfach keine Schuhe brauchen.

Unterschiedlich grosse Füsse des Königpinguins (Feets King Penguin), Salisbury Plain
Unterschiedlich grosse Füsse des Königpinguins (different feets King Penguin), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
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Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain
Königspinguin (King Penguins), Salisbury Plain

Hunderte von Königspinguinen (King Penguins) und ein Weissgesicht-Scheidenschnabel (Pale-faced Sheatbill) in der Brandung von Salisbury Plain.

 

Das Wetter war schlecht, Regen und vor allem Wind machten uns zu schaffen. Das Anlanden war schwierig. Und trotz alledem, wollten wir gar nicht aufs Schiff zurück. Das Naturerlebnis mit dem Beobachten der Pinguine in verschiedensten Situationen und natürlich das Wissen, dass dies unsere letzte Anlandung in Südgeorgien war, machte uns wehmütig.

Allerdings hatte ich nun schon seit 15 Tagen nichts mehr von zuhause gehört und nun wollte ich natürlich wissen, wie die Geburt meines jüngsten Enkelkindes verlaufen ist. Nur noch drei mal schlafen! Wie bei Kindern, das half auch mir. 😉

Unsere „Sea Spirit“ nahm nach dem schönen Sonnenuntergang  Kurs nach „Stanley“ auf den Falklandinseln auf. Allerdings wurden wir beim Recap informiert, dass das Wetter alles andere als gut wäre und wir mit heftigen Schwankungen auf Grund der Wellenhöhe und des Windes rechnen müssten. Und sie hatten mit der Warnung recht. Der Speisesaal war nur noch mit der Hälfte der Passagiere besetzt.

Mir fiel das Kinderrätsel ein: „Was läuft und läuft und kommt nie ans Ziel?  –  Die Uhr.“

Für mich bekam dieses Rätsel eine neue Bedeutung: „Die Zeit, wenn man in Erwartung guter Nachrichten sooo lange durch die unruhige See fährt.“ Offensichtlich bin ich ja seefest, aber warten ist nicht gerade meine Stärke.

Aber es hat sich gelohnt, die Nachricht war da und Fotos dazu. Habe mich doch augenblicklich in das kleine Herzchen verliebt. Und die Videobotschaften meiner Grossen haben mich da auch erreicht. Somit war mehr als ein gewichtiger Grund vorhanden, an der Bar auf mein grosses Glück anzustossen.

Danke Speedy, für das Untermalen meines berührenden Momentes mit deinem Klavierspiel. Hab ich schon gesagt, dass du mein „Klavierspieler No. 1“ bist?

 

 

Mauren, 16. November 2017