Island 2018 (03)

E i s h ö h l e n auf dem B r e i ð a m e r k u r j ö k u l l

Der Breiðamerkurjökull ist eine große Gletscherzunge des Vatnajökull im Südosten Islands.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts reichte die Gletscherzunge fast bis ans Meer, jetzt ist sie über 3 km von der Küste entfernt. Am Rand des Gletschers haben sich Seen gebildet, wie der Breiðárlón oder der bekannte Jökulsárlón.

Hier am Jökulsárlón hatten wir noch etwas Zeit um ein paar Bilder in der blauen Stunde zu machen.

Mit solchen „Bigfoot-Fahrzeugen“ werden Eishöhlenbesucher am Parkplatz vor dem Jökulsárlón abgeholt. Was im ersten Moment übertrieben aussieht, bekommt bei der 40 Minuten Anfahrt Sinn. Die Piste ist schlecht, Schlaglöcher, die mehr Untiefen denn Löcher sind oder kleine bis zu 60 cm tiefe Seen auf der Piste müssen durchquert werden. Jedes normale Auto würde gleich mal hängenbleiben.

Jeder Teilnehmer wurde von Stefan mit Klettergurt, Helm, Eispickel, Steigeisen und Schneeketten ausgestattet und instruiert.

Erst waren die Schneeketten gefragt, da es über Moränen mit Geröll und teilweise vereiste Pfade ging, bis wir dann vor dem Begehen des Gletschers die Steigeisen anlegten. Die Szenerie wäre in bestem Licht gewesen, teilweise verschneit mit kleinen Wächten, Schwarzeis fast wie auf dem Baikalsee in Sibirien, nur zusätzlich gerundet und geschliffen, aber wir mussten uns in der Gruppe weiter bewegen, da noch viele Gruppen hinter uns kamen.

Und dann, nach einer guten Stunde Marsch über den Gletscher, ca. 5 bis 6 km, erreichten wir die Eishöhlen.

Übrigens sieht man bei den letzten 2 Bildern einen rot gekleideten Mann. So lässt sich die Dimension erahnen.

Irgendwie war ich von den Eishöhlen, die zweite Höhle war recht klein, entäuscht. Meine Erwartungshaltung war wesentlich höher. Sicher wegen den traumhaften Fotos, die ich bereits gesehen habe. Aber es war trotzdem Wert, die Strapazen in Kauf genommen zu haben.

Auch ausserhalb der Höhle war die Gletscherwelt unglaublich schön. Das traumhafte Licht liess unsere Herzen höher schlagen.

Auf dem letzten Bild kann man ein Zelt der Netflix Filmcrew sehen, die hier mit Drohnen und allerhand Equipment für eine Doku über das Ökosystem Gletscher und den Wasserhaushalt gedreht haben.

Speedy Füllemann, mein Freund aus Grindelwald, in der wohlverdienten Mittagspause in der Nähe des Eingangs zur kleinen Eishöhle.

Nachdem ich ja bereits Erfahrung mit nassen Füssen vom Strand in Vík í Mýrdal hatte, war ja klar, dass wiederum ich als einziger mit einem Fuss ins Eis einbrach und fast bis zum Knie im Wasser stand. Die Regenhose hielt zwar das Meiste ab, aber der Schuh bekam wieder mal Wasser ab. Immerhin schaffte ich es, dass ein Fuss trocken blieb. 😉

Mehrere Stunden durften wir uns in diesem faszinierenden Gletscherbereich aufhalten, bevor wieder unser Abstieg begann. Die Steigeisen mussten wieder angelegt werden, ein eisiger Wind kam auf und ich spürte meine nassen Zehen schon fast nicht mehr. Ich war mehr als froh, endlich Bewegung zu bekommen. Das schwarze Eis lockte ungemein. Wenn ich nicht in einer Gruppe unterwegs gewesen wäre, hätte ich sicher viel Zeit mit den Fotografieren benötigt. Im Unterschied zum schwarzen Eis auf dem Baikalsee kommt die Schwarzfärbung nicht von der Dunkelheit in der Tiefe, sondern von der Vulkanasche, die vor tausenden von Jahren auf das Eis des Gletschers niederging. Es ist auch eine unglaubliche Vorstellung, dass hier vor mehr als 3000 Jahren ein Wald stand. In den Wandermoränen zeigte uns Stefan unser Gletscherguide Reste von Bäumen die mit dem Geschiebe wieder an die Oberfläche kamen. Einst aus Österreich ausgewandert, lebt und bearbeitet Stefan einen Bauernhof in Höfn und züchtet mit seiner aus Deutschland stammenden Frau Island Pferde. In seinem Nebenjob ist er Bergführer, Gletscher- oder Kayakguide und versucht sich so gut es geht in Island zu integrieren. Es ist ein hartes Leben hier, aber er schwärmt davon.

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Wir waren alle ziemlich froh, als wir unser „Bigfootcar“ wieder erreichten.

Die Rückfahrt war noch eine echte Demo, warum solche Monster in Island notwendig sind. Teilweise waren die Fahrspuren auf der Piste inzwischen von der Sonne aufgetaut, Schneematch und Wasser würden Autos mit normalen Reifen nicht mehr schaffen.

PS

Unser „Bigfootcar“ sah etwas anders aus, nicht so cool. 😉

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Skaftafell, 10. Februar 2018

1 Kommentar

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Füllemann Speedy
12. Februar 2018 um 7:57

Lieber Jürgen – einmal mehr hast du alles sehr schön dokumentiert. Ja – wir beide hätten das fantastische Morgenlicht auf dem Gletscher für unsere Fotografie benützt. Mit schwerem Herzen habe auch ich mich der Gruppendynamik „unterworfen“… Die Erinnerungen an einen wunderschönen Tag bleiben omnipräsent!