Schottland und Äussere Hebriden 2018 (06)

In Edinburgh verliess uns ein Grossteil unserer Fotogruppe und 3 neue Teilnehmerinnen stiessen zu uns. Nach dem Kennenlernen gingen wir erstmals zu Essen in die Pizzeria Amarone, ein schönes Lokal mit feinem Essen.

Wir flogen dann am nächsten Mittag von Edinburgh aus mit einem kleinen Flugzeug nach Stornoway auf Lewis, wo wir von unserem neuen Fotoguide Marcus McAdam abgeholt wurden. Nach Tarbert, dem Hauptort der anderen Inselhälfte hatten wir mit dem Auto eine Stunde zu fahren.

Lewis und Harris

Die „westlichen Inseln“, wie die Schotten auch die Äusseren Hebriden bezeichnen, liegen in einem Bogen im Atlantik vor der schottischen Küste. Die gesamte Inselkette ist 208 km lang und besteht aus 12 bewohnten Inseln und noch viel mehr unbewohnten Inseln.

Lewis und Harris sind nicht zwei Inseln, sondern zwei Inselteile wo sich ursprünglich die Bewohner nur durch eine Bootsfahrt gegenseitig erreichen konnten. Ein Gebirgsmassiv trennte die beiden Teile, so dass sich auch eine unterschiedliche Kultur entwickeln konnte.

Auf den gesamten Äusseren Hebriden leben rund 25.000 Menschen. Davon 19.000 auf Lewis und Harris, 9.000 davon in der Hauptstadt Stornoway. Die meisten von Ihnen betreiben Fisch- und Krabbenfang. Dazu kommen noch der Tourismus als Arbeitgeber und die Produktion des Harris-Tweed.

Das Gälische hat sich auf den Western Isles noch am stärksten erhalten. Ein Grossteil der Menschen haben hier noch diese Sprache im alltäglichen Gebrauch.

Auf den Äußeren Hebriden ist der Anteil der Presbyterianer sehr hoch. Die Anhänger dieser reformierten Kirche heiligen den Sabbath – sodass also am Sonntag die Geschäfte geschlossen haben.

Nach unserer Ankunft in Tarbert und dem Zimmerbezug, gab es erstmals ein gemeinsames Abendessen, bevor wir uns zur “ Small Beach“ aufbrachen um die ersten Fotos zu machen.

Ein kleiner Sandstrand mit Felsen. Wir hatten zulaufendes Wasser (Flut) und das klare Wasser wurde in tollen Wasserrollen an den Strand geworfen. Ein schönes Spektakel, dem man stundenlang zusehen konnte. Das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung, kurz nach unserer Ankunft begann es zu regnen.

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Am nächsten Morgen war noch schlechteres Wetter angesagt. Wir wollten aber unbedingt mehr von Harris sehen und daher entschieden wir nach dem Frühstück, uns auf den Weg zu machen. Marcus kennt die Hebriden sehr gut und weiss daher genau, was er mit uns unternehmen will. Er fuhr mit uns an die Luskentyre Beach, einen langen Sandstrand, dem sehr viele grosse, bewachsene Sanddünen vorgelagert sind. Während wir zum Strand aufbrachen um die Wellen zu beobachten, suchte Marcus in den Dünen nach Pferden. Es regnete und der Wind machte uns zu schaffen. Wer gegen den Wind fotografieren wollte, wurde mit einer Runde Objektiv reinigen bestraft.

Nachdem ich ja auf der letzten Islandreise mehr oder weniger mit nassen Füssen rumgelaufen bin, achte ich diesmal besonders gut auf die Wellen. Allerdings kann ich auch anders nass werden, wie ich nun rausgefunden habe. Man ist selber schuld, wenn die Regenhose nicht angezogen wird und zudem in der Unterkunft bleibt. Nach kurzer Zeit nass bis auf die Unterwäsche fühlt es sich durch den kalten Wind nicht sehr gut an. So muss sich eine Wäsche fühlen, wenn sie nass aus der Waschmaschine kommt und in den Wind gehängt wird. 😉

Der helle Sandstrand und das türkise Wasser faszinierten unglaublich. Sattsehen – Fehlanzeige. Irgenwie habe ich das Weitergehen meiner Gruppe verpasst. Den Rucksack und das Stativ liess ich am Strand zurück und verweilte in den Felsen. Bei einem Kontrollblick sah ich dann, dass Jenny von Amazing Views den Rucksack bewachte. Danke Jenny für’s Bewachen und den Weg in die Dünen zeigen. Markus hatte die Pferde inzwischen gefunden und die Gruppe war bereits aufgebrochen.

Die heisse Dusche im Anschluss tat gut. Und das Mittagessen auch. Ein Tei der Gruppe blieb nachmittags in der Unterkunft. Die anderen durften weiterhin die Gegend erkunden.

Aufgewärmt und mit Regenhose war das auch für mich kein Problem mehr.

Schottische Hochlandrinder waren unser erstes Ziel. Unglaublich, wie diese im sumpfigen Gelände unterwegs sind. Für uns war das nicht ganz so einfach, weil wir ja nicht bei jedem Schritt einsinken wollten. Wir kamen ganz nahe an sie heran. Sie sind gutmütig und wenn es ihnen nicht mehr passt, dann gehen sie weiter.

An fast jeder Ecke gibt es was zu sehen und zu fotografieren. Und man geniesst diese karge Landschaft mit den immer wieder überraschenden Ausblicken und Farben.

Hab ich schon gesagt, dass es mit Regenkleidung sehr viel besser geht und man nicht mehr friert? 😉

Amhuinnsuidhe Castle

Aus dem Gälischen übersetzt, heisst dies „Sitting by the river“. Ursprünglich hiess das Schloss „Fincastle“.

1867 wurde das Schloss durch den Architekten David Bryce für Charles Murray, den 7ten Earl of Dunmore im „Scottish Baronial style“ erbaut. Als der Earl das Schloss seiner Frau Gertrude zeigte, war sie nicht sonderlich angetan. Sie sagte: “ Das Schloss ist nicht mal so gross wie ein Hühnerstall oder wie ein Stall im Schloss meines Vaters“. Er baute dann einen weiteren Flügel an. Doch bevor dieser fertig wurde, musste er Konkurs anmelden und liquidieren. Gerüchte besagen, dass die Banker das Schloss und die Ländereien gegen die Schulden des Lord Dunmore tauschten. Kein Dunmore hat jemals in diesem Schloss gewohnt.

Nach einigen Besitzerwechseln kaufte Gerald Panhaud, ein Schweizer Kaufmann das Schloss 1976. Zwei Jahre nach seinem Tod verkaufte seine Frau das Schloss weiter.

Ganz in der Nähe befindet sich der „Abhaim Mhor Wasserfall“, wo wir noch einen Halt einlegten.

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Die Äusseren Hebriden sind ursprünglich, wild, nass, einsam und sehr, sehr schön.

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Tarbert (Harris), 20. Mai 2018