Island und Grönland 08/2018 (01)

Abflug in Zürich bei gut 30 Grad Celsius.

Die Flugstrecke führt uns quer über die Schweiz und Frankreich zum Ärmelkanal, zwischen Brighton und Canterbury vorbei. Und dann weiter über Grossbritannien nach Schottland. Erst sah man die Schweiz, Frankreich und England gut von oben. Erschreckend verdorrt sahen die Felder und Wiesen aus. Eigentlich so, wie man Bilder von Griechenland, Italien oder Frankreich im Kopf hat. Über Schottland, den Äusseren Hebriden und dem Atlantik danach war dann nur noch eine geschlossene Wolkendecke zu sehen.

Obwohl wir immer in etwa auf der gleichen Reisehöhe flogen, ca 11.600 m und die Aussentemperatur um die minus 50 Grad Celsius war, musste es aussen relativ trocken sein, denn die Flugzeugfenster blieben trocken und klar. Das änderte sich aber über Schottland, als sich lauter kleine Eiskristalle auf dem Aussenfenster bildeten.

Kurz vor Island hatten wir dann gute Sicht auf die Küste und auf Keflavik.

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Reykjavik

Reykjavik empfing uns mit bestem Wetter und wir konnten es kaum erwarten im Hotel zu sein, um möglichst schnell die Stadt erkunden zu können.

Reykjavik ist mit knapp 200.000 Einwohnern definitiv keine große Hauptstadt. Allerdings sind das fast zwei Drittel der Gesamtbevölkerung Islands. Kein Wunder also, dass hier das Herz der Insel schlägt – nirgendwo sonst finden man so viel Kunst, Kultur, Sehenswürdigkeiten, Bars, Events und typisch isländische Verrücktheit wie in der Hauptstadt. Daneben ist die Lage der Stadt am Atlantik, eingebettet in unberührte vulkanische Landstriche, einfach phänomenal schön. Für mich war das wieder hierher zurückkommen ein klein wenig „heimkommen“. Meine Frau Dagmar kam aber das erste Mal mit. Und es war sehr schön mit anzusehen, wie sie die Fahrt von Keflavik durch die vulkanischen Lavawüsten genoss. Im Hotel kurz eingecheckt, konnte ich ihr dann zeigen, warum ich so gerne in dieser Stadt bin. Das Entdecken und ein klein wenig Verlieben in Reykjavik blieb nicht aus. Auch sie genoss es sichtlich und ihre Augen glänzten immer mehr. Es war, als würde sich Reykjavik meiner Frau im „besten Licht“ präsentieren, um auch ihr zu sagen: „Komm doch einfach wieder!“

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Sólfar

Sólfar, ein von Jón Gunnar Árnason (1931–1989) gestaltetes Sonnenschiff. Bei diesem Kunstwerk spielen Licht, Sonne, Hoffnung und Freiheit eine bedeutende Rolle. Ein Kunstwerk sollte der Meinung des Künstlers nach auch immer eine die einfache Interpretation übersteigende Bedeutung in sich tragen, weshalb für ihn die Skulptur niemals nur ein Schiff hätte sein können. Sólfar war für ihn ein Traumboot, eine Ode an die Sonne, es symbolisiert das Versprechen neuen, unentdeckten Landes. Es ragt in das Wasser hinein, so als ob die Entdeckungsfahrt gleich beginnen könnte. Es war nicht vordergründig als Wikingerschiff konzipiert. Allerdings arbeitete der Künstler auch bewusst mit den Formen, die die Geschichte der Isländer prägen, weshalb die Ähnlichkeit mit einem Wikingerschiff daher auch wieder nicht verwunderlich ist.

Einen schöneren Ort zum Start, hätten wir für Dagmars Entdeckung Reykjaviks gar nicht finden können.

Einzig die Touristengruppen, die das Kunstwerk berühren, besteigen und erklettern „müssen“ sind etwas mühsam. Aber wir durften uns ja nicht beklagen. Auf unseren Bildern schafften wir es immerhin, Momente ohne Touristen festzuhalten.

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Óþekkti Embættismaðurinn

Ein Bürokrat einmal aus einer ganz anderen Sicht – die Skulptur von Magnús Tómasson aus dem Jahr 1973 wurde ursprünglich mit Bedacht in einem Hinterhof versteckt, denn durch diesen Standort sollte die versteckte, weltfremde Existenz der Bürokraten dargestellt werden, die sich in ihrem kleinen isolierten Eck des Universums verstecken. Inzwischen steht sie direkt am Stadtsee Tjörnin neben dem Rathaus. Der Felsblock ist nicht nur eine Metapher für die Last des Alltages, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die gesichtslosen Beamten, die für die meisten Menschen nur als Rädchen im Getriebe in Erscheinung treten, aber nie als Mensch…

In der Stadt entdeckt man immer mal wieder Skulpturen, die einen mehr oder weniger ansprechen. Diese hier erinnert mich immer wieder an mein eigenes Berufsleben und an einzelne Gegebenheiten in der Vergangenheit, als mindestens so ein Steinbrocken meinen Kopf ausfüllte und auf meinen Schultern lag. Die Frage in welchen Momenten ich Mensch war und in welchen Momenten die Last auf meinen Schultern „tonnenschwer“ war, beschäftigt mich immer wieder.

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Harpa

Das Konzerthaus Harpa ist nicht nur bekannt für renommierte Klassik-Konzerte, sondern auch für die spektakuläre Glasfassade, die der berühmte Architekt Olafur Eliasson entworfen hat. Je nach Wetter bzw. Licht wirkt der Bau besonders eindrucksvoll, wenn Sonnenschein bunt-glitzernde Reflexionen auf das Glas zaubert.

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Hallgrimskirkja

Die Hallgrímskirkja (isl. Kirche Hallgrímurs) ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche

Die Hallgrimskirkja – ist die meistdiskutierte Sehenswürdigkeit in Reykjavik. Eine monumentale Betonkirche auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt. Der Bau begann 1940 und dauerte über 30 Jahre. Währenddessen gab es immer wieder hitzige Diskussionen zwischen Architekten, Politikern und Bürgern darüber, ob der gewöhnungsbedürftige Baustil der Hallgrimskirkja das Stadtbild bereichere oder doch eher zerstöre. Für uns ist die Kirche ein Traumbau, der an die in Island immer wieder vorkommenden Basaltsäulen erinnert.

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Reykjavik, 02.08.2018

1 Kommentar

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Füllemann Speedy
6. August 2018 um 13:38

Lieber Jürge, liebe Dagmar – das war doch ein hervorragender Start! Habe selbst mit Jürgen wunderbare Momente in der Stadt erlebt! Wünsche euch beiden eine spannende Weiterreise. Den kommenden blogs werde ich mit Interesse folgen! Alles Gute aus Grindelwald –