Patagonien, Falkland Inseln, Südgeorgien 2017 (03)

F A L K L A N D    I N S E L N   Carcass Island

Nachdem wir bei der Berg- und Talfahrt mit dem Zodiac auf und zwischen den Wellen viel Spass hatten, fuhren wir ein weiteres mal zur Walbeobachtung. Diesmal wurden wir mit einer zehnmal grösseren Gruppe, auf einem etwas grösseren Boot eingepfercht. Das war definitiv nicht unbedingt ein Hit. Allerdings haben wir einiges über die Südlichen Glattwale dazugelernt. Die gehören ja zu den Bartenwalen und wir hatten die Gelegenheit, solche Barten mal in die Hand zu nehmen. Die fühlen sich echt wie ein Besen aus Rosshaar und Stroh an, zumindest im trockenen Zustand.

Forscher haben herausgefunden, dass die Vorfahren der Glattwale ursprünglich Landtiere waren und Haare auf dem Kopf hatten. Im Laufe der Evolution zogen sie sich ins Meer zurück und die Haare bildeten sich zu Knorpeln zurück. An diesen Knorpeln kann jedes Individuum genau erkannt werden, wie am Fingerabdruck bei uns Menschen.

Wie schon im vorigen Beitrag beschrieben, sind die Dominikanermöven (Kelp Gulls) eine Bedrohung für die Jungen, aber auch die älteren Glattwale. Auf dem folgende Foto sieht man, wie sie versuchen an das Fett der Wale zu kommen.

Südlicher Glattwal mit Dominikanermöve (Kelp Gull)
Südlicher Glattwal, Jungtier beim Springen

Nach dieser Walbeobachtungs-Fahrt wurden wir mit Bussen zur Schaffarm „Estanzia San Lorenzo“ gefahren. In der Schaf-Scherhalle waren Tische und Stühle aufgestellt und für uns liebevoll gedeckt worden. Hier wurden wir mit selbst hergestellten Köstlichkeiten verwöhnt. Rind- und Schaffleisch vom Holzgrill, Gemüse, selbstgebackenes Brot und andere Beilagenwurden serviert.

Traditioneller Grill

Gestärkt, wurden wir dann mit farmeigenen Bussen zu einer Magellan Pinguin Kolonie gefahren. Früher betrieben die Eigentümer der Farm eine Seelöwenjagd. Dies wurde ab 1960 aufgegeben und heute sind sie sehr für den Schutz der Pinguine und Seelöwen engagiert. Es gibt auch Regeln für die Besucher. So hat ein Pinguin jederzeit das Recht, die Fussgängerwege zu überqueren, während die Besucher warten müssen. Die Abstandsregel gilt auch nur für die Besucher. Wenn der Pinguin die Nähe zu den Besuchern sucht, darf er das.

Nach diesen ersten Begegnungen fuhren wir zurück nach Puerto Madryn um im Hotel den Koffer zu holen und ans Pier gebracht zu werden. Das Einschiffen verlief ruhig und diszipliniert. Wir wurden von der sehr freundlichen Schiffsbesatzung nett empfangen. Nach dem Bezug der Kabinen gingen wir an Deck um die Abfahrt aus Puerto Madryn an einem milden Abend zu geniessen. Delfine und Wale begleiteten das Schiff in einigem Abstand und danach mussten wir noch einen Sicherheitsdrill absolvieren. Gruppeneinteilung, Handling der Rettungswesten, Sammelpunkte im Notfall, Wege zu den Aussendecks bzw. Rettungsbooten wurden vermittelt. Todmüde fielen wir danach ins Bett und unsere erste Nacht auf See begann.

Mit diesem Sonnenaufgang begann unser erster Tag auf See. Im Kielwasser unseres Schiffes, der „Sea Spirit“ hielten immer wieder verschiedenste Seevögel ihre Flugübungen ab. Unglaublich, wie die Riesensturmvögel, Kapsturmmöven und Schwarzbrauen Albatrosse ihre Flugkünste zwischen und über den Wellen vorführten. Man konnte sich gar nicht sattsehen. Es dauerte nicht lange, bis wir mit unseren Kameras an Deck waren um zu „üben“. Jede Menge unscharfe Fotos waren die Folge. Mir kam ganz schnell der Gedanke, dass die Vögel meinem Kamera Fokuspunkt aus dem Weg flogen. Vielleicht war ich aber auch einfach zu langsam.

Schwarzbrauen-Albatross (Black-browed Albatross)
Riesensturmvogel (Giant Petrel)

Zum Glück hatten wir zwei „blinde Passagiere“ auf dem Schiff, die etwas einfacher zum Fotografieren waren.

Patagonien-Spottdrossel (Patagonia Mockingbird)
Weissbinden-Spottdrossel (White-banded Mockingbird)

Nach mehr als 2 Tagen und 3 Nächten, über 60 Stunden auf dem Meer, erreichten wir am frühen Morgen des 24. Oktober 2017 die Falkland Inseln. Vor Carcass Island erreichten wir unseren Ankerplatz. Hier mussten wir mit der Zodiac Anlandung warten, bis die Beamten die Einreiseformalitäten abgewickelt hatten. Danach fand die erste Anlandung auf Carcass Island statt und hier hatten wir die Möglichkeit ein paar wunderschöne Vögel zu beobachten und die ersten Pinguine zu fotografieren. Carcass Island zeigte sich im besten Licht und die riesigen Ginsterfelder blühten herrlich. Der Ginster, im Frühjahr wunderschön blühend, für den Rest des Jahres satt grün, wurde von frühen Siedlern angeflanzt als Farbtupfer und Windschutz. Der Ginster wird heute teilweise von den Inseln wieder mühsam entfernt, weil er sich zu stark ausbreitet.

Kuhweide im Ginsterfeld

Truthahngeier (Turkey Vulture)
Magellanausternfischer (Magelanic Oystercatcher)
Südamerikanischer-Austernfischer (Blackish Oystercatcher)
Spitzschwanzente ( South Georgia Pintail)
Hauszaunkönig (Copp’s or Southern House Wren)

Das unglaubliche Feeling inmitten des Ginsters animierte mich zu einer kurzen Erholungspause auf einer kleinen Lichtung im „Ginsterwald“. Für mich war dies ein kleines Highlight. Eine knappe Stunde schlafen bei angenehmen Temperaturen, den Gesang des Zaunkönigs und der Ufer-Wipper im Ohr und den betörenden Ginsterduft in der Nase – ein Traum, im wahrsten Sinn. Mein Freund Speedy konnte dieser „Idylle“ nicht widerstehen und musste dieses „seltene Exemplar“ festhalten. Danke dafür.

Foto: Speedy Füllemann
Foto: Speedy Füllemann

Es gibt auch noch andere „Ginsterfans“. Dieser Magellan Pinguin hat seine Erdhöhle gut getarnt innerhalb des Ginsters. Er machte uns mit seinem Posieren aber darauf aufmerksam.

Das Carcass Island war für mich eine neue, unbekannte Insel, auf der ich den Aufenthalt sehr genossen habe. Nach einer ruhigen Rückfahrt mit dem Zodiac waren wir alle richtig zufrieden. Während des Abendessens wurden die Anker eingeholt und unser Schiff ging auf Kurs nach Südgeorgien (South Georgia).

Mauren, 12. November 2017

1 Kommentar

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Füllemann Speedy
12. November 2017 um 16:57

Es war in der Tat ein würdiger Auftakt unserer Traumreise! Deine Schilderungen sind exakt und fundiert… Du hilfst mir mit deinem Blog die ganze Reise nochmals zu durchleben…! Danke Jürgen!