Südafrika / Botswana 2017 (03)

P O L E N T S W A / B O T S W A N A

 

Die Wolkenstimmung vor, während und nach dem Abendessen war ganz grosses Theater vom Feinsten. Wir konnten uns gar nicht satt sehen. Allerdings waren wir von der langen Anreise recht müde. Kaum im Bett, erreichte uns dann die Gewitterfront mit Starkregen. Das Geräusch des prasselnden Regens auf dem Zeltdach half mir, ganz schnell einzuschlafen. Blitz und Donner bekam ich nicht mehr richtig mit. Am nächsten Morgen war das Hauptthema, dass ein gewaltiger Donner die meisten regelrecht aus dem Bett geworfen hatte. Nur mich nicht, ich habe überhaupt nichts mitbekommen. Sowas nennt man Tiefschlaf.

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Die Kalahari hat einen einzigartigen Zauber aus Einsamkeit, Stille, endloser Weite, ungeheuren Wolkenformationen, blau-rotem Abendhimmel und sternenklaren Nächten. Besonders der Morgen nach diesem Gewitter hatte etwas Besonderes. Hannes Lochner war ganz überrascht. Bereits mehr als 2 Wochen befand er sich in der Kalahari und er machte uns auf die Stille aufmerksam. Keine Tiere waren zu hören, keine Insekten zirpten, es war einfach still. Die liebliche Schönheit und Stille verzauberte uns und machte uns demütig.

 

Selbst unsere beiden Guides und Fahrer, Puso und Oteng sind von dieser Ruhe ergriffen
Selbst unsere beiden Guides und Fahrer, Puso und Oteng sind von dieser Ruhe ergriffen.

 

Die Kalahari-Wüste ist Teil eines riesigen Sandbeckens, das sich über Teile des Kongos, Angolas, Sambias, Namibias, Botwanas, Simbabwes und Südafrikas erstreckt, insgesamt eine Fläche von ca. 1,2 Millionen km². Sie bildet den größten Teil der Fläche Botswanas. Die Bezeichnung „Wüste“ ist genau genommen nicht korrekt – Regionen gelten nur dann als Wüsten, wenn ihre jährliche Niederschlagsmenge 100 mm unterschreitet. Die Kalahari jedoch erhält deutlich mehr Regen, sogar im trockensten Bereich sind es noch 200-350 mm/Jahr.

Die Entstehung der Kalahari geht erdgeschichtlich auf die Abspaltung der südafrikanischen Platte von Gondwana zurück. In der Trias-Epoche breitete sich geschmolzene Lava aus. Im Tertiär streckte sich der Kontinent in die Länge und im südlichen Afrika entstand ein flaches Becken. Diese weichen Gesteinsformationen erodierten im Wind und bildeten orange-rote Sandmassen, die sich in der für die Kalahari typischen Dünenwellen formierten. Die Aufwerfungen an den Rändern des Beckens bewirkten eine Ablenkung der Gewässer und die riesigen Sandmassen verlagerten sich in die niedrigsten Bereiche.

Erst in der jüngeren Erdgeschichte vor 10.000 bis 20.000 Jahren stabilisierten sich die Dünen durch Pflanzenbewuchs und Durchwurzelung infolge einer Klimaveränderung. Daher finden sich in der Kalahari keine Wanderdünen, wie es etwa in der Namib-Wüste der Fall ist.

Von der Niederschlagsmenge zählt die zentrale Kalahari zu den semiariden Trockensavannen. Die randtropische, kontinentale Lage bedingt lange Trockenperioden und extreme Temperaturschwankungen (zwischen 45° Tages- und 0° Nachttemperatur). Sommerliche Niederschläge fallen unregelmässig in kurzen und heftigen Schauern und nicht flächendeckend. Resultat ist eine spezielle Dünen- und Wüstenvegetation mit Gräsern und Dornensträuchern, durchsetzt von hochwachsenden Akazienbäumen, die durch ihre tiefen Wurzeln an die Grundwasseradern heranreichen können.

Die Pflanzen- und Tierwelt hat sich in der Kalahari auf faszinierende Weise den Lebensbedingungen angepasst. 90% der Böden in der Kalahari bestehen aus lockerem, unfruchtbaren Sand.

Typischer Pflanzenbewuchs sind Sukkulenten, Ephemeren und Xerophyten. Viele Pflanzenarten haben individuelle Überlebensmechanismen entwickelt, um die Trockenzeiten zu überstehen. Sukkulenten sind in der Lage, in Dürreperioden mehrere Liter Wasser in Stamm und Wurzeln zu speichern. Bei Ephemeren trocknen die oberirdischen Teile der Pflanze aus, während Wurzeln und Samen im Boden überleben und bei Wasserzufuhr wieder austreiben. Xerophyten stellen ihr Wachstum für die Dauer der Dürrezeit einfach ein. Diese Eigenschaften führen dazu, dass sich die Kalahari bei Einsetzen der Regenzeit innerhalb einiger weniger Tage von einer dürren, trostlosen Landschaft in eine grasige, grüne Landschaft mit einem Meer von Blüten verwandelt.

Auch die Tierwelt in der Kalahari hat erstaunliche Überlebensmechanismen entwickelt, um Trockenzeiten zu überstehen. Die Bedingung für das Überstehen der Dürre aller Lebewesen ist die Bereitschaft, auf der Suche nach Nahrung weite Strecken zurückzulegen. Da die Regenfälle periodisch und räumlich begrenzt erfolgen, müssen die Grasfresser dorthin wandern, wo es grünt. Den weidenden Herden folgen die Raubtiere und Aasfresser. Huftiere wie einige Antilopenarten sind in der Lage, monatelang zu überleben, ohne zu trinken. Sie erhalten lebensnotwendige Flüssigkeit aus stark wasserhaltigen Pflanzen und Früchten, so etwa aus bestimmten Melonen- oder Gurkengewächsen. Viele Tiere passen ihren Lebensrhythmus an und jagen nur zu den kühleren Tageszeiten. Einige sind in der Lage, ihre Körpertemperatur der Umgebung anzupassen, um weniger Flüssigkeit zu transpirieren.

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Nossob Wasserloch

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One’s Destination is never a place

but rather a new Way

of looking at things.

Henry Miller 1957

Nur vereinzelt waren Tiere an diesem wunderschönen Morgen zu sehen. Wir wurden dadurch aber auch nicht vom Geniessen der herrlichen Landschaft in diesem aussergewöhnlichen Licht abgehalten. Einziger Wermutstropfen: Man kann sich nicht ausserhalb der Fahrzeuge frei bewegen, um Landschaftsfotografie zu betreiben.

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Die Fahrten ganz früh am Morgen im offenen Geländefahrzeug boten uns ganz viel Abwechslung. Wie sahen vorerst zwar keine Katzen, aber die Landschaft war sehr schön, besonders die vielen Bäume und das gelbliche Savannengras hatten es mir angetan. Ein Grossteil der Bäume und Sträucher sah aus, wie wenn sie abgestorben wären, aber das täuschte. Immer wieder sah man dazwischen das Spriessen des zarten Grüns. Und dann natürlich immer mal wieder überraschend ein Tier oder einen Vogel. Unsere beiden Guides und Fahrer waren das Beste was ich bis jetzt auf einer Reise erlebt hatte. Oti (Oteng) war ein Mann mit Adleraugen, der selbst wenn er mit 50 – 60 kmh fuhr, mit seinen Augen die Umgebung scannte und sowohl in der Nähe, als auch in der Entfernung Bemerkenswertes sah. Er legte dann eine Vollbremsung hin, fuhr 20 – 100 m zurück und erklärte uns, was er schon wieder gesehen hat. Selbst mit Feldstecher oder langem Objektiv sahen wir  meist erstmals nichts. Oti legte auch aus anderen Gründen immer mal wieder eine Vollbremsung ein. Er blieb wegen einer „Unwanted Flower“ stehen. Unwanted Flower??? Das war Plastikmüll, den er aufmerksam sah und aus der Umgebung geholt hatte. Vorbildlich! So wurde uns auch klar, warum es entlang den Strassen im Kgalagadi Transfrontier National Park so sauber war.

 

Oteng (sprich Oti), der Mann mit den Adleraugen

 

Puso, unser zweiter Guide und Fahrer
Puso, unser zweiter Guide und Fahrer

 

Beim Warten an den Wasserlöchern hatten wir immer mal wieder Zeit, uns gegenseitig zu fotografieren.

 

Puso, Noa Köfler und Ines Matthews
Puso, Noa Köfler und Ines Matthews aus Namibia

 

Noa Köfler, Fotoguide
Noa Köfler, Top Filmerin, Fotografin und Fotoguide

 

Hannes Lochner, Topfotograf und mein grosses Vorbild
Hannes Lochner, Topfotograf und mein grosses Vorbild
Ines Matthews, Sonnenschein unserer Gruppe
Ines Matthews, Sonnenschein unserer Gruppe
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Peter Matthews und Ed Aylme
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Ed Aylmer, Fotograf und Künstler aus Südafrika

 

Puso, Hannes, Peter, Ines und Ed - Wartezeit am Wasserloch
Puso, Hannes Lochner, Peter Matthews, Ines Matthews und Ed Aylmer – Wartezeit am Wasserloch

 

Hannes Lochner, Topfotograf der immer fröhlich ist
Hannes Lochner, Topfotograf der immer fröhlich ist

 

Streifengnu (Blue Wildebeest)
Streifengnu (Blue Wildebeest)

 

Kuhantilope (Red Hartebees)
Kuhantilope (Red Hartebees)

 

Oryxantilope (Gemsbok)
Oryxantilope (Gemsbok)

 

Strauss Männchen (Common Ostrich male)
Strauss Männchen (Common Ostrich male)

 

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Fleckenflughuhn (Burchell’s Sandgrouse) Schwarm im Anflug zum Wasserloch

 

Fleckenflughuhn (Burchell's Sandgrouse)
Fleckenflughuhn (Burchell’s Sandgrouse)

 

Fleckenflughuhn (Burchell's Sandgrouse)
Fleckenflughuhn (Burchell’s Sandgrouse)

 

Das Fleckenflughuhn kommt meist in kleinen Schwärmen zum Wasserloch um zu trinken. Die Männchen sind an  ihren grauen Gesichtern und grauen Hälsen zu erkennen, die Weibchen an ockerfarbenen Gesichtern und Hälsen. Die Männchen tränken ihre Brustfedern im Wasserloch um den Küken im Nest Wasser zu bringen.

 

Fleckenflughuhn (Burchell's Sandgrouse), gejagt von einem Schabrackenschakal
Fleckenflughuhn (Burchell’s Sandgrouse), gejagt von einem Schabrackenschakal

 

Das Besondere an diesem Wasserloch war, dass fünf Schakale in abwechselnden Formationen versuchten, die Fleckenflughühner zu erjagen. Besonders lustig war ein etwas tolpatschiger junger Schakal, der ein ums andere Mal leer ausging. Die Schakale suchten den Schatten und ab und zu waren sie blitzschnell zur Stelle. Einer versuchte den Wasserlochrand als Steilkurve zu verwenden, andere platschten einfach mal rein.

 

Schabrackenschakal (Black-backed Jackal)
Junger, erfolgloser Schabrackenschakal (Black-backed Jackal)

 

Grautoko (African Grey Hornbill)
Grautoko (African Grey Hornbill)

 

Gaukler (Bateleur) Verbringt tagsüber die meiste Zeit in der Luft wo er mühelos schwebt.
Gaukler (Bateleur) Verbringt tagsüber die meiste Zeit in der Luft wo er mühelos schwebt.

 

Sonnenuntergang in der Savanne
Sonnenuntergang in der Savanne

 

Ein ereignisreicher Tag im Kgalagadi Transfrontier National Park ging zu Ende. Müde und glücklich ging es dann zurück ins Camp. Hier musste ja noch die Datensicherung erstellt, Karten gewechselt und die Akkus geladen werden.

 

Mauren, 26. Dezember 2017

1 Kommentar

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Füllemann Speedy
26. Dezember 2017 um 20:34

Jürgen – ich staune nur… über deine akribische, wissenschaftliche Arbeit! Du beschreibst die Kalahari so intensiv, wie wir sie erleben durften! Auch deine Bilder wiederspiegeln Höhepunkte des Erlebten! Herzlichen Dank dafür. Ich greife sehr gerne auf deinen Blog zurück, um all die Namen der Tiere, Orte etc. in mein Gedächtnis zurückzuholen…! Bin sehr gespannt was du noch weiter bringst… – Herzlichst Speedy