Südafrika / Botswana 2017 (05)
R O O I P U T S / B O T S W A N A
Immer noch erfüllt vom letzten Abend in der Polentswa Lodge, wo wir einen wunderschönen Abschiedsabend erleben durften, trafen wir uns früh am Morgen zur letzten Ausfahrt vor dem Frühstück. Die Stimmung wiederum traumhaft, ein Sonnenaufgang wie aus dem Bilderbuch, es war noch etwas kühl und ich war etwas wehmütig, da ich noch gerne länger geblieben wäre. Aber wir hatten ja noch das morgendliche Gamedrive und dann die Fahrt zur nächsten Lodge, nach Rooiputs und weitere Fahrten in der Umgebung von Rooiputs.
Und es wurde ein „Katzentag“. Wir hatten eine aussergewöhnliche Begegnung mit einem Löwenpaar, davon werde ich dann später noch berichten. Auch sonst meinte es die Kalahari gut mit uns, wir sahen viele neue Vögel und Tiere und konnten wirkliche Highlights erleben.
Das Geheimnis der Kalahari besteht darin,
dass wir auf der Suche nach den grossen
und ausserordentlichen Katzen,
auf das Unscheinbare und Kleine
hingewiesen werden.
Der Blassuhu ist die grösste Eule der Region. Die bei Erwachsenen einheitlich graue Farbe (die Jungen haben noch einen grossen Braunanteil), die schwarzen Augen und die rosafarbenen Augenlider sind kennzeichnend. Trotz seiner Grösse wird er, wenn er in einem Baum sitzt, sehr gerne übersehen.
Diese Eule mit ihrem gefleckten, graubraunen Federkleid, den gelben Augen und den auffälligen Federohren sieht man in der Region am häufigsten. Tagsüber ruht sie in Bäumen oder Felsen.
Diese Landschildkröte war vermutlich zwischen 80 und 100 Jahre alt. Sie hätte uns einiges erzählen können.
Nachdem der Reiher sich ganz langsam der Streifengrasmaus genähert hatte, stiess er blitzschnell mit dem Schnabel vor und erwischte die Maus am Kopf. Um die Maus schlucken zu können, musste er sie kurz loslassen. Indem er den Schnabel dann schnell vorschob, bekam er die Maus Kopf voraus in den Schnabel und konnte sie dann schlucken. Es war eindrücklich, mit welcher Präzision er bei der Jagd und beim Fressen vorging.
Diese Begegnung mit dem schwarzmähnigen Kalahari Löwen (Black-maned Kalahari Lion) war besonders beeindruckend. Das Männchen lag mit einem Weibchen in der Nähe, im Schatten eines grossen Baumes. Zwischen den Tieren und dem Baumstamm konnten wir mit unseren Autos noch in perfektem Schatten einen Platz finden. Die Löwen waren ca. 4 bis 5 Meter von uns entfernt. Das Männchen musste grosse Schmerzen haben. Auf der Suche nach Fressbarem hatte er sich offensichtlich ein Stachelschwein (Porcupine) ausgesucht, das sich aber heftig gewehrt haben musste. Dadurch war sein Hals mit mehreren Stacheln „verziert, die er aber nicht loswerden konnte. Die Stacheln haben kleine Widerhaken, die dafür sorgen, dass sie nicht einfach so rausfallen können.
Das Wasserloch war zwar ganz in der Nähe, er blieb aber im Schatten liegen, bzw. sitzen und überliess das Trinkengehen seiner Löwin, die ganz nah an unseren Autos vorbei ging.
Noa Köfler, unser Guide an diesem Tag, bereitete uns auf das Folgende perfekt vor. Sie erzählte uns, dass viele Wirbeltiere ein zusätzliches Geruchsorgan haben, das Jacobson-Organ, das nach dem dänischen Chirurgen „Ludvig Levin Jacobson“ (1783 – 1843) benannt wurde. Ähnlich wie bei Schlangen, die mit dem „Züngeln“ Geruchsmoleküle und Pheromone aufnehmen und an das Jacobson-Organ weitergeben, sammelt der Löwe diese Geruchsmoleküle und Pheromone durch das Fehmen, das Aufreissen des Mauls, damit das zusätzliche Organ die entsprechenden Moleküle aufnehmen kann. Danke Noa, dass du dein Wissen ein weiters Mal mit uns geteilt hast.
Nachdem sich die Löwin auf den Weg gemacht hatte, stand der Löwe auf, ging zum Liegeplatz der Löwin um zu „fehmen“. Er roch am Platz, hob den Kopf, riss das Maul auf und versuchte mit dem Jacobson Organ die Duftmoleküle und Pheromone der Löwin aufzunehmen. Das war wirklich eindrücklich, denn er war recht schläfrig und offensichtlich von Schmerzen gequält und doch machte er sich sofort auf den Weg, als die Löwin zum Wasserloch ging. Während des Fehmens konnten wir dann genau festhalten, warum er solche Schmerzen hatte. Kurz vor den Zähnen links im Bild kann man gut den Stachel des Stachelschweines (Porcupine) sehen, der bis in den Rachen des Löwen vorgedrungen war. Der Löwe blutete und musste starke Schmerzen haben, denn er ging nicht einmal zum Wasserloch, um zu trinken.
Nach ihrer Rückkehr vom Wasserloch und der kurzen Begrüssung ging die Löwin wieder zu ihrem Liegeplatz. Auch sie nahm die Gerüche des Löwen sofort auf.
Unter Umständen ist das Schicksal dieses mächtigen schwarzmähnigen Kalahari Löwen (Black-maned Kalahari Lion) besiegelt und er wird sterben, erklärte uns Noa. Wenn er vor Schmerzen nicht mehr isst und trinkt oder sich die Wunde entzündet, wird er nicht überleben. Aber das ist Natur, grausam aber auf der anderen Seite faszinierend. Meine Enkel sandten mir eine Sprachnachricht, dass sie wissen, dass man nicht in die Nähe des Löwen gehen dürfe, sie würden das aber trotzdem machen und ihm den Stachel entfernen, damit er keine Schwerzen mehr hätte. Diesen Hinweis hatte ich aber nicht befolgt. Lieber einmal vorsichtig sein, als gefressen werden. 😉
Die Rückfahrt im Dämmerlicht war immer die Zeit um zu reflektieren und das Gesehene zu verarbeiten, ausser man wird durch das zweite Auto auf einem Parallelweg abgelenkt.
Mauren, 14. Januar 2018
1 Kommentar
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Lieber Jürgen – du schilderst das Erlebte auf eine interessante und faszinierende Art! Eigentlich solltest DU Vorträge halten… ich würde auf jedenfall immer ein reger Besucher sein! Danke für die fundierten Informationen. Obschon ich selbst mittendrinn dabei war, erfahre ich durch deine fundierten Kenntnisse immer wieder Neues! Herzlichen Dank!