Island 2018 (01)

Bei früheren Besuchen in Island hat sich die besonders eindrückliche Landschaft nachhaltig bei mir eingebrannt. Wer Island besucht, hat bei der Abreise das Gefühl, dass er wiederkommen wird. Bei mir hat sich dies schon mehrmals erfüllt.

Geografisch gehört Island zu Nordeuropa, geologisch zugleich zu Europa und Nordamerika, geopolitisch zu den Nordischen Ländern und kulturell zu Nordwesteuropa, insbesonders zu Skandinavien. Island ist nach dem Vereinigten Königreich der flächenmässig zweitgrösste Inselstaat Europas. Auf rund 103’000 km2 leben 346’750 Einwohner. Island ist somit das am dünnsten besiedelte Land Europas. Über 60 Prozent der Bevölkerung leben in der Hauptstadtregion Reykjavik.

Die Hauptinsel ist die grösste Vulkaninsel der Erde und befindet sich knapp südlich des nördlichen Polarkreises.

Die Ankunft gestern auf dem Flughafen war das erste Mal sehr unfreundlich.

Bei Sonne, Wolken und milden Temperaturen in Zürich gestartet, kamen wir nach knapp 4 Stunden Flug an und wurden von heftigem Regen, tief hängenden Wolken und starker Dämmerung begrüsst. Das Schlimmste aber war, kein Schnee weit und breit.

In der Nacht stürmte und regnete es, aber gegen Morgen fing es an zu schneien. Als wir um neun Uhr aus dem Haus gingen, war alles weiss.

Unser erstes Ziel war der Strand von Reykjanesviti (dt. Leuchtturm von Reykjanes), eines Leuchtturms an der Südwestspitze Islands auf der Halbinsel Reykjanesskagi. Der Vorgänger des heutigen Bauwerks war der erste Leuchtturm der Insel. Bei einem Erdbeben am 28. Oktober 1887 wurde der Turm schwer beschädigt. 1905 stand er nur noch 10 m von der Abbruchkante des Bergs entfernt, weshalb er gesprengt und der heutige Turm auf einem Hügel in der Nähe errichtet wurde.

Der Wind war recht stark und es hatte aufgehört zu schneien. Das Schauspiel der heran rollenden Wellen, die auf die dunklen Felsen prallten, war spektakulär. Wir konnten uns nicht sattsehen.

Die dunkle Wolkendecke am Himmel über dem Horizont kündigte allerdings weiteren Schneefall an. Martin Zwick, unser Fotoguide, hatte immer ein Auge auf dem Wetterbericht und den Wolken. Er schlug uns vor, dass wir die Zeit vor dem nächsten Sturm noch nutzen sollten.

G u n n u v h e r

Das nächste Ziel, Gunnuvher, Islands derzeit grösste Schlammquelle mit einem Kraterdurchmesser von 20 m, die nach dem Gespenst Gudrun Önundardottir, kurz Gunna benannt wurde , die hier ihr Unwesen trieb.

Dieser Vulkan Gunnuhver liegt im Südwesten Islands, westlich des Fischerortes Grindavik. Dabei handelt es sich um das zentrale Hochtemperaturgebiet des Vulkansystems Reykjanes, das auf der gleichnamigen Halbinsel liegt. Über dem Hauptkrater wird über ein Geothermenkraftwerk Strom erzeugt.

Hier wurden wir dann von den schwarzen Wolken eingeholt. In kurzer Zeit kamen heftige kalte Winde mit Schneegraupen, die im Gesicht wie sandstrahlen wirkten. Selbst der kurze Weg zum Auto wurde so lang. Mit geschmirgeltem Gesicht und eisigen Händen war man froh, endlich beim Auto zu sein.

Die Fahrt danach durch die Öde der Halbinsel und die verschneiten Lavafelder war düster, aber stimmungsvoll.

In Grindavik gab es dann eine heisse Suppe. Selten war mir eine Suppe, ein Espresso und ein Apfelkuchen willkommener als hier in der Hafenkneipe Bryggjan.

K r ý s u v í k  /  S e l t ú n

Auf der Halbinsel Reykjanes gibt es an vielen Stellen sichtbare geothermale Aktivitäten. Ein sehr großes und gut erschlossenes Geothermalgebiet ist Krýsuvík / Seltún, unser nächstes Ziel.

Das Geothermalgebiet bei Krýsuvík wird auch Austurengjar genannt.  Es gibt einiges zu sehen, z.B.  die Solfataren von Seltún und weitere in der Nähe gelegene Gebiete mit heißen Quellen sowie weitere Solfataren an den Berghängen des Sveifluháls. In einer Tiefe von 1000 Metern beträgt die Temperatur dort bereits 200°C.

Früher wurde das Geothermalgebiet zur Energiegewinnung genutzt. Ein Bohrloch wurde in den 1990er Jahren gesetzt und versorgte die Stadt Hafnarfjörður mit Energie. 1999 explodierte die Anlage allerdings und seither wird das Geothermalgebiet nicht mehr wirtschaftlich genutzt. Bei starkem Schneetreiben bewegten wir uns auf den Holzstegen durch dieses Gebiet. Überall wird mit Tafeln vor dem Verlassen des Steges gewarnt. Das Wasser und der Dampf haben an der Oberfläche ca. 100 Grad. Es ist einfach faszinierend, hier die Natur so nah beobachten zu dürfen. Der kalte Wind und der Schneefall gingen dabei geradezu vergessen.

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Es ist unglaublich, wie nah man den ungeheueren Kräften des Erdinneren an solchen Stellen ist. Es sind Bruchstellen und diese zeigen uns, dass Island noch lange nicht fertig ist und jederzeit ein neuer Vulkanausbruch stattfinden kann. Im Jahre 2015 war der Bárðarbunga, der am 9. September 2014 das letzte Mal ausgebrochen ist, noch aktiv und ich durfte mit einem Kleinflugzeug bis in die Nähe einer feuerspuckenden Spalte fliegen. Die Erinnerungen daran sind immer noch da und werden durch den Besuch solcher Geothermalgebiete nochmals intensiviert.

Nach dem Frühstück hatten wir noch eine Stunde Unterricht über Bildgestaltung. Die Sonne geht ja erst um 10.30 Uhr auf. Unser nächstes Ziel, ein etwas weniger bekannter Wasserfall.

U r r i ð a f o s s

Der Urriðafoss ist der wasserreichste Wasserfall Islands. Der Fluss Þjórsá stürzt mit 360 m³/s Wasser auf etwa 40 m Breite 6 m in die Tiefe. Zunächst stürzen große Teile des Stromes in eine Spalte vor einem Felsen in der Mitte des Flusses, der Hauptstrom allerdings bricht an einer anderen Stelle durch. Im Winter können sich bis zu 20 m dicke Eisplatten bilden. Obwohl er sehr mächtig ist, ist er weniger bekannt und die Touristen sind spärlicher da.

Die Þjórsá deutsche Transkription Thjorsa) ist ein Fluss im Süden Islands. Mit seinen 230 km ist er der längste Fluss der Insel. Das Einzugsgebiet der Þjórsá umfasst 7.530 km² oder 7,2 % der Gesamtoberfläche von Island. Nahe der Mündung beim Wasserfall Urriðafoss beträgt die Durchschnittswassermenge im Sommer 350–700 m³/Sek. Unter dem Wasserfall will man nun ein Kraftwerk bauen, was das Ende für diesen grossen Wasserfall bedeuten würde.

Unsere Fahrt Nach Vík, von Keflavik aus ca. 270 km, führte uns immer wieder an schönen Aussichtsstellen vorbei. Allerdings waren nicht die Sehenswürdigkeiten das Auffallendste, sondern die Massen an Touristen. Schon von Weitem sah man volle Parkplätze und „Ameisenstrassen“ mit Touristen auf dem Weg zu Aussichsplattformen. Seljalandsfoss, Skogafoss, das Wrack der DC3 – geschenkt. Wir wollen uns nicht in diesen Rummel der Handyfotografen und Selfiesathleten stürzen und fahren, etwas frustriert weiter. Wir werden zu einem anderen Zeitpunkt versuchen vorbeizukommen, wenn weniger Leute da sind. Wir wussten alle, dass Island von den Massen entdeckt wurde. Wir wussten aber nicht, dass dies auch Anfang Februar, also im Winter so ist.

D y r h ó l a e y

Dyrhólaey, („Türlochinsel“) ist eine 115 m hoch aufragende Halbinsel im Süden Islands, kurz vor Vík, unserem heutigen Ziel.

Auch hier, unglaublich, was sich alles verändert hat. Grosse (fast volle) Parkplätze, ein grosses WC Gebäude, asphaltierte Wege und Absperrungen, Warntafeln und abschreckende Hinweistafeln. Die Halbinsel und die schwarzen Sandstrände fordern immer wieder Menschenleben. Auch wir waren neben unserem Geniessen des Naturspektakels immer darauf gefasst, dass jemand vom Meer verschluckt wird. Trotz aller Hinweise sieht man immer wieder Leute an den abgesperrten Stränden um Selfies zu machen. Hausverstand würde genügen, denn der Sand ist nass und zeigt, wie hoch die Wellen ab und zu kommen. Mein Freund Serdar Ugurlu hat absolut recht: „Jede zehnte Welle ist asozial“. Auch dies kann man hier ganz gut beobachten. Abgesehen von diesen Horden mit Selfiestick ist die Szenerie ein Traum in schwarz. Nirgens habe ich auf meinen Reisen einen sooo schwarzen Sand gesehen. Er steht in tollem Kontrast zur aufgepeitschen See mit dem weissen Schaum auf den Wellen. Schauen, und geniessen war angesagt, und ein wenig fotografieren, nicht mehr und nicht weniger. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Kalt war es, was man erst richtig realisiert, wenn man wieder im Auto sitzt.

Dieser Blick auf den Berg Reinisfjall und drei schwarze Felsnadeln, die Reynisdrangar, „Skessudrangur“, „Landdrangur“ und „Langsamur“. Eine Legende berichtet, dass Trolle ein Schiff ans Land bringen wollten und dabei versteinert wurden.

Von diesem schwarzen Sandstrand von Vík, träume ich immer wieder mal, seit ich das erste Mal hier war.

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Vík í Mýrdal ist ein abgelegenes Dorf am Meer im Süden Islands und für die nächsten zwei Nächte sind wir hier. Es liegt im Schatten des Mýrdalsjökull-Gletschers, der den Katla-Vulkan bedeckt. Die Reyniskirkja ist eine Holzkirche von 1929.

Vík í Mýrdal, 06. Februar 2018

1 Kommentar

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Serdar
22. Februar 2018 um 10:38

Jürgen,
Deine Zeilen machen wirklich wieder Lust auf Island vor allem im Winter !
Und das mit den Wellen stimmt auch.
Hier auf den Färöern haben wie momentan auch eher Herbst als Winter 🙂
LG