Island 2018 (08)

G o l d e n   C i r c l e

Gullni hringurinn (wörtlich: Der goldene Ring oder Die goldene Rundfahrt) ist eine beliebte Reiseroute in Südwest- und Süd-Island. Ausländischen Touristen ist sie meist unter der englischen Bezeichnung Golden Circle bekannt.

Ausgehend von der Hauptstadt Reykjavik kann man drei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel in einem Tagesausflug besuchen. Die Rundfahrt ist rund 300 Kilometer lang, dauert 4–5 Stunden reine Fahrzeit, insgesamt 8–10 Stunden, je nachdem wie viel Zeit man sich an den einzelnen Stationen lässt.

Die drei wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke sind:

▪ die ehemalige Thing-Stätte Þingvellir im gleichnamigen Nationalpark

▪ das Geothermalgebiet Haukadalur mit dem Grossen Geysir (Namensgeber aller Geysire), der allerdings nicht mehr aktiv ist und dem Geysir Strokkur, der zuverlässig ca. alle 10 Minuten ausbricht,

▪ der Wasserfall Gullfoss, dessen Name „Goldner Wasserfall“ den Begriff Goldner Zirkel geprägt hat.

Bustouren von Reykjavík aus, die etwa 8,5 Stunden dauern, stoppen oft auch an dem Vulkankratersee Kerið.

Für mich hat die Bezeichnung „Golden Circle“ eine neue Bedeutung bekommen. Es ist offensichtlich eine „Goldader“ in der mit unterschiedlichsten Schürfmethoden an „das Beste“ der Touristen gelangt wird, an ihr Geld.

Ein kleines Beispiel (1): Im Shop beim Geysir wollten sie für einen Chipspack mit 150 g umgerechnet satte CHF 7,90 haben. Das war ich nicht bereit zu zahlen. Im Supermarkt auf der Heimfahrt habe ich für einen Chipspack 150 g normale CHF 2,25 bezahlt.

Ein kleines Beispiel (2): Damit man einmal um den kleinen verschneiten Vulkankegel mit dem zugefrorenen Kratersee laufen darf, muss man CHF 4,- Eintritt bezahlen. Viel Geld für nicht viel sehen.

Ein kleines Beispiel (3): Vor zwei Jahren kostete die Eishöhlentour CHF 100,- pro Person bei einer Gruppengrösse von 6 Personen. Dieses Jahr bereits das dreifache, CHF 300,- pro Person.

 

G u l f o s s

Wir brechen früh am Morgen in Laugavatn auf um möglichst als eine der ersten Gruppen da zu sein. Es sind erst einige Autos hier und wir können den mächtigen Wasserfall noch echt geniessen. Die Vorfreude auf den Massenandrang hält sich bei uns in Grenzen.

 

„Keiner kann sich mit dem Gullfoss messen“

Kein Wasserfall in Europa kann sich mit dem Gullfoss messen. In seiner Unbändigkeit und Raserei übertrifft er sogar die Niagarafälle in den USA. Ungezügelt strömen jedes Jahr tausende und abertausenden Pferdestärken in die Schlucht. Bald wird jedoch die Elektrizität aus einem Kraftwerk beim Gullfoss die Einwohner im Süden  Islands reichlich mit Licht und Wärme versorgen.

(Aus dem Reisebuch zweier Begleiter des dänischen Königs Fredrik VIII nach einem Gullfoss Besuch im Jahre 1907.)

 

„Ich verkaufe meinen Freund nicht“

Ein Engländer wollte im Jahre 1907 den Gullfoss für die Energiegewinnung erschliessen. Tomas Tomasson, der damalige Bauer in Brattholt, zu dessen Anwesen der Gullfoss gehörte, lehnte das Angebot mit den Worten ab: „Ich verkaufe meinen Freund nicht.“

Kurz darauf mieteten Vertreter ausländischer Interessenten den Wasserfall. Die Bauerstochter, Sigridur Tomasdottier, versuchte den Vertrag zu widerrufen. Dieser Versuch wurde jedoch vom Gericht abgelehnt.Mit dem Bau des Kraftwerks wurde nie begonnen und im Jahre 1928 wurde der Mietvertrag wegen einer zu spät gezahlten Miete aufgehoben. Sigridours Einsatz für den Wasserfall war aufopferungsvoll und beispiellos. Sie arbeitete oft Tag und Nacht um ihre Meinung durchzusetzen, unternahm lange Reisen auf Bergwegen, durchwatete grosse Flüsse zu jeder jahreszeit und traf sich mehrmals mit Beamten in Reykjavik. Auf Grund dieses Kampfes wird Sigridur of als erste Umweltvorkämperin Islands bezeichnet.

 

„Woher stammt der Name Gullfoss?“

Man nimmt an, dass der Gullfoss seinen Namen erhalten hat, weil abends auf das Gletscherwasser oft goldene Abendröte fällt. Eine andere Theorie besagt, dass der Regenbogen, der oft bei Sonnenschein in der Gischt des Wasserfalls zu sehen ist, zu diesem Namen inspiriert hat.

Und noch einen Erklärungsvorschlag kann man dem Reisebuch von Sveinn Pallon lesen. Auf dem Bauernhof Gygjarholl wohnte früher ein Bauer namens Gygur. Er besass Gold und wollte niemandem dieses Gold nach seinem Tode vererben. Er beschloss deswegen, eine Truhe mit dem Gold in den Wasserfall zu werfen. Seitdem heisst der nun Gullfoss, der „Goldene Wasserfall“.

 

 

G e y s i r   S t r o k k u r

Der Geysir Strokkur befindet sich neben dem nur noch selten ausbrechenden Grossen Geysir im Heißwassertal Haukadalur auf dem Gemeindegebiet von Bláskógabyggð im Süden der Insel. Seine Ausbrüche erfolgen regelmäßig im Abstand von ca. 10 Minuten und manchmal bis zu dreimal kurz hintereinander. Die kochende Wassersäule des Strokkur erreicht eine Höhe von 25 bis 35 Meter.

Der Grosse Geysir, die Beschriftung wirkt fast wie ein Grabstein. Schon sehr lange brodelt er nur noch vor sich hin. Im Unterschied zum Strokkur, der regelmässig ausbricht.

 

Þ i n g v e l l i r

Þingvellir ist ein Ort und ein Nationalpark im Südwesten von Island, etwa 40 km östlich der isländischen Hauptstadt Reykjavik am Nordufer des Sees Þingvallavatn. Der Ort Þingvellir hat besondere Bedeutung für die Geschichte Islands.

Zur Zeit der Besiedlung liefen in Þingvellir Reitpfade aus allen Teilen des Landes zusammen. Hier, auf dem Thingplatz in der Nähe der Schlucht Almannagjá, wurde bereits um 930, also am Ende der Landnahme, durch vor allem norwegische Wikinger, einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktion hatte. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt – nach denen in Griechenland und im Römischen Reich der Antike. Das Althing bestand bis 1798, als die Dänen es auflösten.

Im Jahr 1000 wurde in Þingvellir die Annahme des Christentums beschlossen.

An diesem historischen Ort wurde auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen und 1994 deren Fünfzigjahrfeier begangen.

Þingvellir liegt inmitten einer Grabenbruchzone (westliche aktive Riftzone) im Grenzbereich zweier tektonischer Platten und ist umgeben von vier aktiven Vulkansystemen, unter deren Einfluss die ganze Gegend steht: der Hengill am Südufer des Sees Þingvallavatn sowie Hrómundartindur, Hrafnabjörg und Prestahnúkur. An diesem Ort und im weiteren Umfeld wird auch das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar, vor allem an der Almannagjá (Allmännerschlucht) oder auch der Silfra-Spalte. Die tektonischen Verschiebungen lösen auch häufig Erdbeben aus. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beiderseits der Schlucht Almannagjá um 70 Meter auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt.

Wir parkten auf der unteren Ebene und bewegten uns entlang des Sees Þingvallavatn. Die frisch verschneite Landschaft, das tolle Wetter, nahezu Windstille und relativ wenig Leute, die sich auch noch verteilten, liessen uns einfach nur die Zeit vergessen.

Es ist wirklich eine sehr besondere Gegend, in der es viel zu entdecken gibt. Unser Besuch in diesem Nationalpark hinterliess bei uns jedoch ein gewisses Unbehagen. Es fing an, dass wir in der Nähe unseres Parkplatzes Taucher Utensilien in grossen Mengen sahen. Neoprenanzüge, Taucherbrillen usw. die darauf warteten, dass Touristen mit ihrer Hilfe ins Eiswasser abtauchen. Kurz darauf entdeckten wir eine eigenartige Verbotstafel auf.

Und dann, auf dem Weg zur oberen Plattform mit Kiosk und WC- Anlagen wurden wir von der Menge an Touristen überrascht.

Keflavik, 17. Februar 2018