Neuseeland 2018 (09)

Rund 1’500 km haben wir bisher auf der Südinsel zurückgelegt. Es ist daher Zeit, mal ein wenig Luft zu holen. Wir wollen deshalb morgen einen Putz- und Waschtag einsetzen und etwas relaxen. Wir werden ja sehen, wie lang wir ruhig bleiben.

Diesen Putz- und Waschtag, legt so wie es aussieht, auch die Natur ein, denn es regnet. Und wie! Wir werden den weiteren Verlauf in Westport vom Wetter abhängig machen.

Habe ich schon geschrieben, dass die warme Dusche am Morgen etwas von einem äusserlich anwendbarem Lebenselixier hat. Für uns zumindest. Das hinderte mich gestern aber nicht, das Handtuch im Camper zu lassen. Aber, da lege ich auch Wert drauf, habe ich es so rechtzeitig bemerkt, dass ich nur zurücklaufen musste um es zu holen. Keine Frage, dass Serdar mit dem Spott nicht weit war. Aber, kleine Sünder werden sofort bestraft. Wer stört mich heute morgen beim Blogschreiben? Natürlich Serdar! Da stellt man sich darauf ein, dass man mal für eine Stunde Ruhe hat. Wer kommt dann kleinlaut das Handtuch holen? Na klar, der Serdar, der sich nur einen Tag zuvor über meine, zugegebenermassen lästige Vergesslichkeit ausgelassen hat. Ob er sich nochmals anziehen musste um zurückzulaufen entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es ist durchaus möglich. 🙂 Eines ist klar, vermutlich fehlen uns beiden die „besseren Hälften“, die uns in der Regel richtig „leiten“. Aber bei „vergesslich“ und „vergesslich“, kommt halt einfach nicht „nichtvergesslich“ raus. Somit möchte ich hier einmal klar festhalten: „Dagmar und Tatjana, ihr fehlt uns wirklich!“

Gestern früh genossen wir erstmals im Freien an der Sonne ein herzhaftes Frühstück, bevor wir uns auf den Weg zum Cape Foulwind machten.

Cape Foulwind

Cape Foulwind ist eine Landmarke an der Küste der Region West Coast auf der Südinsel von Neuseeland an der Tasmansee. Das Kap befindet sich rund zehn Kilometer westlich des Ortes Westport.

Abel Tasman gab der Landspitze den Namen Rocky Cape (Felsiges Kap). Die heute genutzte Bezeichnung ist auf den englischen Entdecker James Cook zurückzuführen, dessen Schiff Endesvour am 20./21. März von ständigem Regen und Böen so durchgeschüttelt wurde, dass er es „Cape Foulwind“ nannte.

Cape Foulwind Lighthouse

Der aktiv für die nautische Navigation genutzte zylindrische Leuchtturm Cape Foulwind Lighthouse besteht aus Beton und hat eine Höhe von 9 Metern, das Leuchtfeuer befindet sich 70 Meter über dem Meeresspiegel und kann über einen rund einen Kilometer langen Weg vom Parkplatz am Ende des State Highway 67A erreicht werden. Das ganze Kap ist über und über mit Pflanzen überwuchert. Besonders eindrücklich der mächtige Baum der offensichtlich seit vielen, vielen Jahren Wind und Wetter trotzt.

Erst fuhren wir rechts der Bay auf der Okari Road, bis wir umdrehen mussten. Die Grünen Hügel mit den Kühen haben uns sehr gefallen. Küche haben wir such, aber solche grüne Hügel nicht.

Die Hügel hier sind überwachsene Sanddünen aus früheren Zeiten.

An diesem windzerzausten und gebeugten Baum kann man sehen, mit welcher Stärke der Wind hier weht.

Die Tauranga Bay befindet sich wenige Kilometer entfernt und ist durch einen Wanderweg mit dem „Cape Foulwind“ verbunden. Es ist eine sehr schöne Bucht mit herrlichen Felsen.

Die Flut war erst am Anfang und so konnten wir noch zu den sonst unter Wasser liegenden Felsen gehen, die über und über mit scharfkantigen Muscheln bedeckt waren.

Dieser Seestern krallte sich einem Tattoo gleich an einen Felsbrocken um auf die Flut zu warten. Im Wasser fühlt sich der Räuber wohler und vor allem kann er dort seine Jagd wieder fortsetzen.

Wir waren hier nicht alleine, denn ein Weka Paar war auf der Suche nach Leckereien. Es war unglaublich schön diesen Vögeln zuzusehen. Sie hatten nicht mal Zeit uns anzubetteln, denn ihr Vorrat an Essen war bis zur Flut offensichtlich unbegrenzt.

Ein junger Mann war auch auf der Suche. Er versuchte an der Wasserseite der Felsen mit einem Schraubenzieher, essbare Muscheln abzulösen.

Wenige Kilometer südlich des Kaps befindet sich eine Robben-Kolonie.

Vom Tauranga Bay Parkplatz aus gab es einen 10-minütigen Weg zur Aussichtsplattform oberhalb der Seerobben Kolonie. Die Distanz zu den Seerobben ist allerdings recht gross. Man kann sie sehen, aber ohne Hilfsmittel nicht wirklich erkennen. Ein Neuseeländer, der mir entgegenkam, sagte: „They are tiny.“ Und sie waren wirklich winzig. Auf dem Weg zur Plattform gab es aber den einen oder anderen schönen Ausblick und diesen Wegweiser in die weite Welt.

Paparoa National Park Punakaiki, Pancake Rocks

Felsformationen, die wie riesige, übereinander geschichtete Eierkuchen aussehen.

Die Entstehung dieses Naturkunstwerks begann vor rund 30 Millionen Jahren. Über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren sanken kleine Meerestiere auf den Meeresboden, wo sie mit Sand zusammengepresst wurden und versanken. So entstanden Schichten aus hartem Kalkstein und weicherem Sandstein. Seismische Aktivitäten führten schließlich zur Anhebung des Meeresbodens an die Oberfläche, wo er austrocknete. Wind und Regen – zwei Künstler, die ihre Werke in aller Ruhe vollbringen – führten nach und nach zur Abtragung des weichen Sandsteins. So entstanden Klippen und Schluchten, über deren vertikale Formen sich Hunderte horizontaler Schichten erstrecken – und die den Pancake Rocks ihre an Pfannkuchen erinnernde Form verleihen.

An vielen Stellen tief im Felsen bildeten sich durch den Regen enge Luftschächte, die senkrecht nach unten verlaufen und dort auf horizontale Tunnel treffen, die durch den Druck der Meeresbrandung entstanden. Heute wird bei Flut das Phänomen der Blowholes sichtbar, wenn große Mengen von Meerwasser und Druckluft durch die immer enger werdenden Kanäle nach oben gedrückt werden. Dann schießen in regelmäßigen Abständen riesige Wasserfontänen wie Geysire in die Höhe und verwandeln das Meer in ein laut zischendes, gurgelndes und dampfendes Naturschauspiel. Vor allem bei starkem Seegang aus Westen sind die Blowholes ein ausgesprochen beeindruckendes Erlebnis.

Es ist ja klar, dass die Blowholes extra wegen unserem Besuch abgeschaltet wurden. So wie der Sonnenuntergang auch diesmal in die Hose ging. Langsam nehmen wir es persönlich. Es schaute und fühlte sich gut an, wenn wir 2 Stunden vorher vor Ort waren, erst das Gelände erkundeten und uns dann für einen Platz entschieden. Die gute Stunde Wartezeit nutzten wir gut und machten auf Zweckoptimismus, wir beschwörten die Sonne und Wolken und versuchten das sich langsam am Horizont aufbauende Wolkenband zu ignorieren. Frustriert brachen wir wieder mal ab. Das „Rot“ blieb uns ein weiteres Mal verwehrt.

So wird in Neuseeland versucht, die Leute vom Überklettern der Zäune abzuhalten. Mit Klartext.

Tonnenweise werden an diesem wirklich sehenswerten Naturphänomen Touristen hingekarrt. Die laufen dann laut schreiend im Pulk durch die Wege, bahnen sich einen Weg bis zur vordersten Front, um mit ihren Selfisticks Fotos von sich im Vordergrund zu machen oder um mit dem Stick 50 cm näher an die Felsen zu kommen. Sind sie vorbei, herrscht wieder Ruhe bis, ja bis der nächste Businhalt anrollt. Teilweise sieht man Leute im Laufschritt, die immer mal wieder ihr Handy zücken um ein Foto zu machen um dann weiterzuspringen. In der Regel sind kaum mehr Leute da, wenn die Sonne weg ist. Nicht hier, da ergiesst sich ein Businhalt auch nach Sonnenuntergang, wenn das Tagessoll noch nicht erfüllt ist.

Auf dem Rückweg sahen wir im Dunkeln einen echten Kiwi, den mit dem langen krummen Schnabel. Keine Chance, den zu fotografieren. Alles betteln nützte bei dem nichts. Beweisbilder hin oder her, dem Kiwi war das piepegal. Licht mit dem Handy? Schwups war er wieder weg. Licht aus, Kiwi wieder da! Das hätten wir bis zum Morgengrauen so weitermachen können. Nur mein Problem als Blogger, dass ich den Kiwi auch zeigen muss, wäre nicht gelöst worden. Die Weka kann ich nun dank Christian Goßlar auch nicht mehr als Kiwi verkaufen, also musste ich eine andere Lösung finden. Die Lösung hing an der Wand. Richtig an der Wand. Serdar hatte Hunger und wollte sich eine Pizza reinziehen. Ich entschied mich für eine heisse Schokolade und einen Schoko Riegel. (Originalton Onkel Serdar: „Du ernährst dich nur mit Süsskram!“) Die mastige, fette, dick mit Käse belegte Pizza vor Augen, ersparte ich mir einen Kommentar, froh, das Ganze nicht essen zu müssen.

Aber mein Kiwi Problem war damit noch nicht gelöst. Als ich die Tasse heisse Schokolade hob um daraus zu trinken, fiel mein Blick auf die gegenüberliegende Wand. Und da hing ein Kiwi, schöner als ich ihn von den Fotos anderer Fotografen in Erinnerung hatte. Und vor allem viel cooler. Eigentlich hingen da zwei, noch besser. Kein Mensch kann nun sagen, dass wir keine Kiwis fotografieren konnten. Hier die Beweisbilder.

http://rottmar.com/wp-content/uploads/2018/03/img_7082.mov

Und, damit auch jeder sieht, dass wir, die Kiwis und die Pancake Rocks zusammengehören, noch mal ein Foto.

Ich meine, die Kiwis gehören ja zu Neuseeland und alle, die noch nicht hier waren, wissen wahrscheinlich nicht, dass sie lange Schnäbel haben und so putzig aussehen. Mit Ausnahme von Christian Goßlar, dem das sofort ins Auge gestochen hat. 😉

Aber auch coole Schafe sind hier zu fotografieren. Auch dieses hing an der Wand.

Gleichzeitig zeigt dieses Schaf, dass wir uns in südlicher Richtung, in den Bereich der Gletscher bewegen. Unser nächstes grobes Ziel wird der Lake Matheson sein, in dem sich, zumindest bei anderen Fotografen der Mount Cook und der Mount Tasman spiegeln. 😉

Ganz in der Nähe befindet sich auch der Fox-Gletscher. Wir werden sehen, was wir dort sehen. Und ich werde berichten. Versprochen!

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Westport, 13. März 2018

2 Kommentare

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Silke
14. März 2018 um 20:25

Wenn ihr eure Reise beendet habt, wissen wir alles über Neuseeland! Vielen Dank für die interessanten Infos! 😊

JueRo
19. März 2018 um 5:47
– Als Antwort auf: Silke

Hi Silke
Schön, dass du mit uns mitreist. Leider muss ich dich enttäuschen. „Alles“ über Neuseeland kann ich euch nicht berichten. 😉
Wir sehen ja nur die Spitze des „Eisbergs“ Neuseeland. Der Grossteil bleibt uns verborgen. Was wir aber wissen, ist, dass wir nichts wissen! Wir müssen wieder kommen, es gibt hier noch so viel zu entdecken.
glg Jürgen