Neuseeland 2018(10)

Ha, wusste ich es doch. Meine Vorstellungskraft hat sich nicht getäuscht. „Der Serdar“ musste sich nochmals anziehen um das Handtuch zu holen. Er hat den Blogbeitrag gelesen. Als er zu der Stelle kam, mit seiner Handtuchvergesslichkeit, murmelte er nur so vor sich hin: „Du Ar…, natürlich musste ich mich anziehen. Konnte ja nicht nackt über den Platz laufen.“ Das hatte ich natürlich gehört und muss das auch den Bloglesern mitteilen. Nichts gegen Gerüchte, aber bestätigte Gerüchte sind mir noch lieber. 🙂 Auf meine Frau ist Verlass. Sie hat sogar aus der Ferne per WhatsApp an das Handtuch erinnert. Habe das Serdar vorgelesen. Und siehe da, er kam nicht zurück, das Handtuch zu holen. 😉

Der gestrige Ruhetag hat uns gut getan. Mehr oder weniger war ich mit dem letzten Blogbeitrag beschäftigt, während Serdar den ganzen Nachmittag mehr oder weniger, vor- oder nachgeschlafen hat. Das Wetter nahm den Waschtag ernst und hat nur hin und wieder kurz Luft geholt um anschliessend die Schleusen erneut voll zu öffnen.

Gegen Abend kam er wieder, der Hunger. Wir fuhren also mit unserer fahrbaren Unterkunft nach Downtown Westport. Ein verschlafenes Nest, in dem wenig los war und fast keine Lokale auf hatten. Wer sucht, der findet. Was aber gar nicht so einfach war. Das Restaurant hatte den morbiden Charme aus den 60ern. Abgelaufene, gemusterte Spannteppiche unterschiedlicher Art, Textiltapeten in Blümchenmuster, leicht klebrige Tische, unbequeme Stühle, aber eine umfangreiche Karte. Wir entschieden uns für ein Steak.

Die Wartezeit auf das Essen verbrachte Serdar damit, die WC-Türen hinter unserem Tisch zu schliessen. Die WC- Benutzer haben offensichtlich alle zuhause Vorhänge an Stelle der Türen. Der WC Geruch veranlasste uns bereits einmal in Motueka ein Restaurant fluchtartig zu verlassen. Allerdings hatten wir hier kein zweites offenes Lokal gesehen.

Das Steak war essbar und sättigend – bis die Leute am Nebentisch gingen und eine Bedienung mit einem Sprühreiniger den Tisch putzte. Der Tisch war zwar nicht so gross, der Schmutz darauf auch nicht, aber das Sprühen machte der Dame offensichtlich Spass. Das Reinigungsmittel hatte die Geschmachsrichtung „Mottenkugel“ oder „Pissoir-Reinigungskugeln“.

Die Hälfte des Sprühnebels kam jeweils wie eine Wand auf uns zu. An Weiteressen war nicht mehr zu denken.

Das Creditkartenterminal lehnte sowohl meine als auch Serdars Karte ab. Gemeinsam kratzten wir dann noch das letzte Bargeld zusammen und waren dann nur froh, diesem penetranten Geruch entkommen zu sein.

Im Carpark angekommen, konnte Serdar uns noch ans Stromnetz hängen, bevor es wieder los ging mit dem Regnen. Müde vom Nichtstun fielen wir gleich in den Schlaf.

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Die andauernden Regengeräusche hörten wir aber die ganze Nacht. So tief war der Schlaf offenbar nicht.

Ein langer Fahrtag stand vor uns. Wir wollten ja Richtung Süden fahren, wenn möglich bis zum Lake Matheson in den Southern Alps. Aber erstmals mussten wir noch in Westport Mückenspray besorgen. Die kleinen giftigen schwarzen Punkte fressen uns sonst bei lebendigem Leib auf. Gleich neben dem Supermarkt gab es das Cafe Kathrin’s mit selbst gemachten Kuchen. Ein herrlicher Tagesanfang, zumindest für mich, wobei Serdar mit einem „Strammen Max“ auch auf seine Kosten kam. Hier noch ein paar Schnappschüsse aus Westport.

Auf der Fahrt an der Westküste entlang blieben wir an der Crow Bay stehen, um dem Meer ein bisschen zuzusehen. Hier entdeckten wir mehrere ausrangierte Wohnwagen, die alles andere als einladend waren, aber irgendwie doch was hatten. Zumindest so viel, um ein paar Fotos zu machen und der kleine Strand zog uns mit den herein brechenden Wellen und den Felsen ebenfalls in den Bann.

Es ist zwar an der Crow Bay. Die Möve posiert aber für uns, anstelle der Krähe.

Am Pororari River stach uns dieser Baum noch in die Augen. Mit seinen Wurzeln umschlingt er die Felsen. Es schien, als wären die Felsen und der Baum eins.

Kurz vor Punakaiki war ein Fotostopp ausgeschildert, der sich wirklich lohnt anzufahren.

An den Pancake Rocks in Punakaiki machten wir nochmals Halt. Das Meer war ziemlich aufgewühlt und wir erhofften uns ein bisschen „Blowhole Action“. Na ja, so richtig eingeschaltet waren sie nicht, aber immerhin mehr, als bei unserem ersten Besuch.

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Wir überlegten kurz, ob wir eine Nacht hierbleiben sollten, weil die Flut in ein paar Stunden den Höchsstand erreichen würde. Nachdem aber wieder Regen einsetzte und in kurzer Zeit alles nur noch grau in grau war, blieben wir bei unserem ursprünglichen Plan. Die Fahrt war sehr ruhig und angenehm, sprich wenig Verkehr und noch weniger LKW auf der Strasse als sonst.

In Ross, einer kleinen Goldgräber Siedlung, stoppten wir, um die Füsse zu vertreten und entdeckten ein merkwürdiges Anwesen, das wir für euch mal festhielten.

Die Fahrt entlang der Westküste und durch die Berge war schlicht gesagt ein Erlebnis, das ich mit meinen Worten nicht ansatzweise beschreiben kann. Saftige Wiesen mit riesigen Herden von Kühen und einzelnen Farmen wechselten sich ab mit Urwald in schönster Form. Es sind die Eindrücke von grossen Unterschieden, Laubbäume die auf einmal kaum mehr sichtbar sind und zwischen Palmen und Farnen verschwinden, die uns fesseln. Und immer, wenn wir glaubten, alles schon gesehen zu haben, wurden wir wieder überrascht. Der Himmel war grossflächig grau in grau. Kein blauer Himmel weit und breit. Und dann, man glaubt es kaum. Ein Fluss, der sich zwischen grünem Wildwuchs durchkämpft mit blauem Wasser. Richtig, mit blauem Wasser! Beweisbilder, nur in unseren Köpfen. Und da lassen wir wirklich nicht alle reinschauen. 😉

Man kann mit unserem „Riesenwohnundreiseschiff“ einfach nicht stehenbleiben wo man will. schade, hätten euch das gerne gezeigt. Aber einen Ausschnitt der Fahrt können wir euch zeigen.

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Zur Dämmerung dann die Ankunft im Cafe in der Nähe des Lake Matheson.

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Lake Matheson, 15. März 2018