Neuseeland 2018 (21) „The End“

Es wird Herbst in Neuseeland, jeden Tag ein bisschen mehr.

Eine aussergewöhnliche Reise geht langsam zu Ende, auch jeden Tag ein bisschen mehr.

Vier Wochen waren lang, vor allem für die Zuhausegebliebenen und zu kurz für dieses Traumland mit den so unterschiedlichen, faszinierenden Landschaften und den wundervollen, freundlichen und zufriedenen Menschen.

Wie mein Sohn bereits nach den ersten paar Beiträgen richtig erkannt hat, werde ich nicht zum letzten Mal hier gewesen sein und werde ich die Schönheiten auch mit meiner Frau teilen wollen. Gut beobachtet! 🙂

Das, wovon ich seit meiner Jugend geträumt hatte, habe ich nun gefunden. Ein ums andere Mal. Ich musste dazu meine Komfortzone verlassen, neue Wege gehen und auch ein wenig dafür leiden.

In meinem normalen Leben bin ich nicht gerade ein Zuversichtsakrobat. Zu sehr regt mich die absurde Politik der politischen Parteien und ihres Personals sowie die Gängelung und Schikaniererei durch die Beamtenhorden auf.

Die letzten Jahre hat sich bei mir ein „selektives Wahrnehmungsvermögen für das Helle“ herangebildet. Besonders die Familie gehört dazu, aber auch Freunde und neue Freunde, die ich über die Fotografie und die damit verbundenen Reisen kennenlernen durfte. Nach wie vor bin ich nicht ein Fotograf um der Bilder willen, sondern sehe die Fotografie mehr als Sehschule, Denkschule, Katalysator für Erlebnisse mit Gleichgesinnten und Hilfe beim Verlassen der Komfortzone. Aber auch als Reisedokumentation, als Bilderbüchlein für jetzt und vielleicht als Demenz-Vorsorge / Hilfe für später.

Sehr gerne möchte ich an dieser Stelle mal ein grosses

D A N K E

einfügen.

Danke an meine Frau Dagmar. Sie ist das Beste, was einem im Leben „passieren“ kann. Sie hat mir drei wundervolle Kinder geschenkt, sie unterstützt mich, ermuntert, leitet und bewundert mich ab und zu. Dazu hält sie in meiner Abwesenheit alles am Laufen.

Danke auch an meine Familie, die mich „gewähren“ lässt, in der Hoffnung, dass mir das alles irgendwann Zuviel wird. Die sich aber auch mit mir mitfreut und teilnimmt an den Reisen. 😉

Danke an alle, die mich auf der Suche nach mir selbst in der einen oder anderen Form begleitet und unterstützt haben.

Danke auch an die Blogleser/innen, die uns auf unserer Reise begleitet haben und danke für die Kommentare.

Danke auch an zwei „Seelenverwandte“, die ich ohne die Fotografie nie kennengelernt hätte, Speedy aus Grindelwald, mit dem ich spätestens zu Beginn 2019 die achte gemeinsame Reise unternehmen werde, vielleicht aber auch schon früher. Und dann Serdar aus Alster, mit dem diese Neuseelandreise die vierte gemeinsame Reise ist und mit dem ich schon Pläne für die Nordinsel von Neuseeland schmiede, irgendwann in der Zukunft.

Die gemeinsame Zeit mit Serdar in den vergangenen 4 Wochen auf engstem Raum im Campervan war einerseits eine Herausforderung für uns beide, aber andererseits eine ganz grosse Gelegenheit zum Austausch. Wir haben oft diskutiert, Streitgespräche geführt und versucht einander gegenseitig zu überzeugen. Serdar hat es mit mir 4 Wochen ausgehalten und ich mit ihm. Wir sind uns nichts schuldig geblieben. Ab und zu hätte er mich am liebsten zum Mond geschossen – mindestens! Aber ich ihn auch. 🙂

Wir haben trotz holprigem Start und abrupten Ende durch den „Campervan blow over“ eine wunderschöne Zeit gehabt.

Bei Serdar kam immer mal wieder vor, dass er von einer „Otherworld“ sprach, wenn ihn die Neuseeländische Natur fast erschlagen hat.

Mir viel immer wieder das „middle earth“ in verschiedenen Texten und Tafeln auf. Wir haben beide lange darüber gesprochen und sinniert. Wir entdeckten Landschaften, aber auch Orte oder Lokale, die wir mit diesem Begriff in Verbindung brachten. Mittelerde. Ich versuchte Serdar zu erklären, dass für mich dieser Begriff etwas wie „geerdet werden“ bedeutet. Je mehr wir darüber sprachen, umso mehr wollte er das Thema im Blog lesen. Musste ihn immer vertrösten, auf den letzten Teil des Neuseeland 2018 Reise Blogs.

Mittelerde

Tolkiens Welt ist eine Bezeichnung für die von J. R. R. Tolkien (1892–1973) erdachte Fantasiewelt. Mittelerde ist als Name dieser Welt nach ihrem bekanntesten Kontinent gebräuchlich.

Neuseeland verfügt über spektakuläre Landschaften – sonnendurchflutete Ebenen, imposante Gebirge und malerische Täler. Kein Wunder, dass Regisseur Peter Jackson sich diese in den „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Trilogien als beeindruckende Naturkulisse für die sagenumwobene Welt von Mittelerde zunutze machte. Gefilmt wurde insgesamt an über 150 Drehorten im ganzen Land. Mittelerde-Fans haben in Neuseeland an zahlreichen Orten die Möglichkeit, die berühmten Filmschauplätze und ihre Hintergründe im Rahmen einer geführten Tour zu erkunden.

Es ist nicht diese Fantasiewelt, die mich begeistert. Es ist mehr mein Gefühl, das sich im Laufe dieser Reise immer wieder gemeldet hat.

In den ersten 14 Tagen war Serdar in einer unglaublichen Negativspirale gefangen. Das Wetter war schlecht, die Lokationen ebenso und die Fotos sowieso. Immer mal wieder musste ich dagegenhalten. Zweimal musste ich ihn einen Kopf kürzer machen. Er sah das zwar immer noch nicht ein, aber er versuchte zumindest nicht mehr ganz so negativ zu sein. Das war ich, der da Serdar den Kopf gewaschen hatte? Ich kann das ja mindestens auch so gut wie Serdar, grummelig und übel gelaunt sein. Gerade habe ich auch mit meiner Frau darüber gesprochen. Serdar hat mir einen Facebook Post lesen lassen, wo er mich als ständig gut gelaunt beschrieb. Er schrieb von mir? Echt? Na, da wird er schon recht haben! 🙂 Eigentlich fühle ich mich so, geerdet. Darum schrieb ich auch in einem früheren Beitrag, dass ich von dieser „Leichtigkeit des Seins“ in Neuseeland etwas nach Hause nehmen möchte. Irgendwie ist es für mich spürbar anders. Das Angelächeltwerden, das Freundliche und Zuvorkommende, das stillschweigende Akzeptieren der anderen, auch wenn sie an einem ganz normalen Tag wie verkleidet umherlaufen. Takata, Wanaka und Oamaru, drei Städte in unterschiedlicher Grösse, weit voneinander entfernt liegend, die einfach zu einem Bestandteil unseres Herzens geworden sind, weil wir uns dort so wohlfühlten.

Wir beide hoffen sehr, dass dieser „Neuseeland-Zustand“ sehr lange in uns anhält. Dass der Zauber dieser Begegnungen, der Städte und Landschaften im Alltag zuhause in unserem Herzen den Platz weiterhin verteidigt. Wir haben alles und noch etwas mehr und doch können wir in unseren Umgebungen die „Leichtigkeit des Seins“ nicht mehr sehen und erleben. Vielleicht hilft uns das Erlebte, ein klein wenig besser zu werden. Serdar und ich wollen das zumindest versuchen.

PS:

Durfte die letzten zwei Sätze nicht mehr fertig schreiben.

Serdar hatte Hunger! Und Schokolade (Süsskram) wollte er auch noch einkaufen!

Dann ist er wie ein kleines Kind und hört nicht mehr auf zu quengeln. 🙂

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Twizel, 28. März 2018

9 Kommentare

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Sonja Demmler
28. März 2018 um 8:52

Ein sehr einfühlsamer, persönlicher Reisebericht. Ich habe Euch begleitet und mitgefühlt.

JueRo
28. März 2018 um 9:51
– Als Antwort auf: Sonja Demmler

Danke Sonja für deinen netten Kommentar. Neuseeland erleben zu dürfen ist ja ein Privileg. Das Erlebte mit anderen teilen zu dürfen ist ein vielfaches davon.
Wir freuen uns sehr über deine Begleitung und dein Mitfühlen.
Jürgen

Füllemann Speedy
28. März 2018 um 9:35

Lieber Jürgen! Das hast du toll geschireben…! Die verschiedenen Reisen haben in uns selbst etwas hervorgebracht: …die Selbsterkennung. Ich denke an „last chance“… – da haben wir immer gesagt: wir sind privilegiert, oder auserwählt… – Bin überzeugt, dass es so ist 😉 – Wünsche gute, rasche Genesung und eine gute Heimreise! L. G. Speedy

JueRo
28. März 2018 um 9:59
– Als Antwort auf: Füllemann Speedy

Danke Speedy. Lob aus Grindelwald lese ich immer gerne. 😉 wir haben heute erstmals innegehalten und den ganzen Nachmittag verschlafen. Pünktlich zu Bier und Steak waren wir wieder wach. Morgen geht es nach Christchurch, an den Startpunkt unserer Reise und an den Endpunkt.
glg an Alice und dich
Jürgen

Carsten
28. März 2018 um 9:48

Hallo Jürgen,
erstmal: Schön, dass es euch gut geht und dass ihr den Unfall unbeschadet überstanden habt! War bestimmt ein Schock, aber ich kann mir gerade sehr gut ausmalen, wie ihr zwei seitlich im Camper hängt und lachen müsst. Ein herrliches Bild muss das gewesen sein.
Fantastische Bilder und beeindruckende Kulissen konnten wir in den letzten vier Wochen mit dir verfolgen. Echt toll!
Jetzt weiß ich, wen ich mit Fragen durchlöchern kann, wenn wir unsere Reise dahin planen 😉
Take care!

JueRo
28. März 2018 um 10:05
– Als Antwort auf: Carsten

Lieber Carsten, ich bin mir bewusst, was ich dir und Simon die letzten 4 Wochen mit den Blogbeiträgen zugemutet habe. Aber es ist die Vorfreude die zählt. Da kann ich gut mitreden, schliesslich musste ich ja 63 Jahre und einen Monat darauf warten. 😉
glg
Jürgen

Chris
28. März 2018 um 11:00

Lieber Jürgen, lieber Serdar, nachdem ich Euch beide kenne (Serdar von den Reisen sicher viel besser) kann ich mir das geschilderte wirklich gut vorstellen, fast schon miterleben, z.T. mitleiden. Was mich begeistert, dass Du nicht socialmedia-mäßig nur von einen Höhepunkt zum anderen fliegst (schneller, höher, weiter), sondern dass Du auch offen von den Höhen -und- Tiefen der Reise, der zeitlichen Entwicklung berichtest. Das ist absolut authentisch und grundsympatisch, zu erleben wie zwei Männer sich unter teils widrigen und abenteuerlichen Umständen finden! Grosses Kino, danke fürs Mitnehmen!

Kirstin
28. März 2018 um 18:19

Chris spricht mir hier aus dem Herzen. Immer wieder waren Deine BLOG Beiträge und Serdars FB Artikel eine phantastische Ergänzung. Habt vielen Dank fürs mitreisen und Euch eine gut Rückreise. Lg nach Mittelerde!

Thomas
28. März 2018 um 21:52

Lieber Jürgen, danke, dass Du uns mit Deinen wunderbaren Blogartikeln auf Eure Reise mitgenommen hast. Liebe Grüße, Thomas