Island und Grönland 08/2018 (03)

Uummannaq stand als nächstes Ziel auf dem Programm. Allerdings stellte sich die Frage wann wir dort ankommen.

Eigentlich hatten wir eine Bootstour in Ilulissat vor, die mussten wir vorverlegen, weil unser Flug von nachmittags um 16.15 Uhr auf 11.15 Uhr vorverlegt wurde. Wir waren zur Bootstour bereit, als uns starker Regen einen Strich durch die Rechnung machte. Das Frühstück konnte dadurch etwas länger dauern und einem erneuten Besuch in Ilulissat stand auch nichts im Wege. Kurz bevor wir zum Flugplatz aufbrachen, wurde der Flug nach Quaarsut auf der Insel Nuussuaq wieder zurückverschoben auf 16.15 Uhr. Warten war also angesagt. Schlussendlich klappte es doch und bei Ankunft in Quaarsut wartete der Hubschrauber auf uns, der uns auf die Insel Uummannaq brachte. Ein völlig anderes Szenario erwartete uns hier. Eisberge und wiederum Eisberge die im Meer treiben und Berge, teils mit Schnee und Eis.

Allerdings wurden wir nicht wie vereinbart abgeholt. Unsere Unterkunftgeberin war in Dänemark und von den Mitarbeitern wusste keiner Bescheid. Martin Zwick, unser Fotoguide war gar nicht so sehr überrascht. Es war fast so, als hätte er das erwartet. Er erreichte dann unseren lokalen Guide Paaluk, der uns gleich mit einem Taxi im Schlepptau abholte. Unsere Unterkunft war klar. Wir wohnten über dem einzigen Gasthaus der Insel, dem „Cafemma“. Das ist eine Eisdiele, eine Würstchenbude, eine Pizzeria, ein Frühstücksrestaurant, ein Grilltestaurant und eine Automatenspielhöhle. Alles in einem vereint. Nur Martin wusste noch nicht wo er schlafen konnte, da sein Zimmer doppelt verkauft wurde. Nach Intervention bei der Chefin in Dänemark wurde das Zimmer aber für ihn freigemacht.

Uummannaq

Die Ortschaft Uummannaq (1800 Einwohner) liegt im Norden Grönlands, 590 km nördlich des Polarkreises auf einer 12 km2 grossen Insel im Fjord Uummannaqu und wir erreichten sie mit einem Helikopter vom Flugplatz in Quaarsut auf der Insel Nuussuaqu. Die Einwohner leben hier von Robbenjagd, sowie von Wal- und Heilbuttfang.

Uummannaqu bedeutet „herzförmig“ und wird von einem herzförmigen Felsen (1000 m) überragt. Das Dorf gilt mit seinen bunten Häusern als eines der schönsten Grönlands. Und es ist wirklich zauberhaft und man kann sich an den bunten kleinen Häusern, die wie an die Felsen gepickt aussehen, einfach nicht sattsehen. Dazu der herzförmige Berg im Hintergrund, wenn es das Dorf so nicht gäbe, müsste man es erfinden.

Paaluk fuhr mit uns durch sein Dorf und erzählte uns über das Leben auf Uummannaq. Es war sehr beeindruckend, zu hören, wie hart das Leben hier ist. Besonders im Winter, wenn monatelang keine Sonne aufgeht. Alle Häuschen sind relativ klein. Einleuchtend, wenn man hört, dass die kleinen Häuschen im Winter besser warm gehalten werden können. Alle Energie wird aus Diesel bzw. Heizöl erzeugt. Darum sind auch in jedem Dorf grosse Tanks zu sehen, die zwar nicht ins Dorfbild passen, aber überlebensnotwendig sind.

Eine nette Geschichte mit diesem Berg haben wir gehört:

Vor vielen Jahren kam eine Gruppe von französischen Bergsteigern auf die Insel um diesen Berg zu besteigen. Wie es sich für richtige Alpinisten gehört, waren diese mit dem besten Berg-Equipment ausgestattet. Sie bestiegen also den Berg Uummannaq und hissten die französische Fahne auf dem Gipfel. Am Abend wurde der Gipfelsieg so richtig gefeiert. Am darauf folgenden Tag kam ein einzelner Inuit zu ihnen und brachte die französiche Flagge zurück. Er meinte, dass sie diese Fahne auf dem Gipfel ihres Berges vergessen hätten und er sie ihnen zurückbringe.

Eine Wanderung führte uns zum Fusse des Berges Uummannaq.

Hier durfte ich für gut 2 Stunden mit meiner Frau in absoluter Einsamkeit verbringen. Entschleunigung pur. Hier liegt der so genannte „Blue Lake“, der einen Teil des Trinkwasserbedarfs liefert. Eigentlich sollte man ihn umbenennen in „Green Lake“, denn er ist alles andere als blau.

Gegen Abend fuhr uns Paaluk mit seinem Boot zu den Eisbergen im Fjord hinter der Insel Uummannaq. Vier Stunden zum Staunen, Geniessen und natürlich zum Fotografieren. Das war sozusagen die Einführung, denn am nächsten Tag war eine Bootstour in die Baffin Bay angesagt mit 8 Stunden, bei der wir versuchten den „Store Gletscher“ am Ender des „Qarajaqs Isfjord“ zu erreichen, der zumindest zeitweise, der am schnellsten fliessende Gletscher der Welt ist, der all die wunderschönen Eisberge freigibt. Wir hatten unwahrscheinliches Glück, denn wir kamen mit dem Boot durch Splittereis bis auf 2-3 km an die Abbruchkante ran. Paaluk konnte noch nie so nah ran fahren. Er sagte uns noch, dass gleich die Fischer kommen, denn hier an der Abbruchkante wären gute Futterplätze für die Fische. Kurz darauf kamen uns auf der Rückfahrt immer wieder Fischerboote entgegen.

Jeder Eisberg ist ein Unikat, ein Kunstwerk, das es so nie mehr geben wird. Die Veränderung ist unaufhaltsam bis nichts mehr übrig bleibt, als Wasser in der unendlichen Weite des Meeres. Wenn du deine Aufmerksamkeit einem anderen Eisberg schenkst und kurz darauf zu deinem vorigen Eisberg zurückblickst, ist er nicht mehr der Gleiche. Die Veränderung setzt sich zum Teil langsam und dann wieder mit lautem Krachen fort, wenn ein Teil abbricht, der Rest sich dreht und Teile davon adriften.

Wir konnten uns definitiv nicht sattsehen und haben entsprechend viele Bilder gemacht. Aber mit Ende der Tour heisst es auch Abschied nehmen von Uummannaq, dem vielleicht wirklich schönsten Dorf in Grönland. Auf jeden Fall kennen wir kein schöneres.

Morgen fliegen wir wieder nach Ilulissat um dem Eisfjord ein weiteres Mal unsere Aufwartung zu machen.

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Uummannaq, 06. 08. 2018

1 Kommentar

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Füllemann Speedy
8. August 2018 um 11:06

Faszination pur… – …hast ja vorher noch nie einen Eisberg fotografiert 😉 – freut mich, dass ich durch deinen Blog an eurer Reise teilnehmen kann! Weiterhin alles Gute!