Island und Grönland 08/2018 (04)

Wir sind nun wieder in Ilulissat angekommen und haben gleich nach unserem Zimmerbezug eine Bootsfahrt bis nachts um 12.00 Uhr unternommen. Das Wetter war, wie diesen Sommer hier offensichtlich üblich, grau und sonnenlos. Eine Inuit Taxifahrerin hat mir erzählt, dass dieses Jahr kaum die Sonne zu sehen ist. Und es immer kühl wäre. Der Wetterbericht zeigte Regen an, aber wir hatten Glück, wir kamen trockenen Fusses wieder zurück.

Am nächsten frühen Morgen hatten wir das Boot für 8 Stunden gechartert. Die Fahrt ging bei trockener Witterung los und endete mit leichtem Regen. Wir konnten uns aber nicht sattsehen, so begeistert waren wir.

Am Nachmittag hätten wir einen Rundflug über den Eisfjord bis zum Gletscherabbruch gehabt. Allerdings wurden wir immer wieder vertröstet, da die Witterungsverhältnisse einen Start nicht zuliessen. Am nächsten Morgen mussten wir früh raus um noch zu einem Start zu kommen. Kurz nach dem Start sagte unsere Pilotin Zia aber, dass wir nur am Ende des Eisfjords ein paar Runden drehen dürfen, da der Nebel zu tief hänge. Der Flug dauerte eine Stunde und war eine richtige Ergänzung zu den Bootstouren.

Nachmittags fuhren wir ein letztes Mal mit dem Boot zu den Eisbergen. Wir hatten grosses Glück mit dem Wetter. In der Nacht war ein riesiger Teil des Eisstroms gelöst worden und dadurch hatten sich viele Eisberge neu formiert. Dazu kam ein düsterer Himmel und ein traumhaftes Licht.

Was gibt es denn auf so einer Bootstour zu sehen? Die unglaublichsten Formen und Oberflächen. Vermischungen von den weiter unten beschriebenen Eisarten. Künstlerisch anmutende Einschlüsse. Unterschiedlichste Blau- und Grüntöne des Eises. Und dann natürlich Kopfkino, wenn einem Gedanken kommen, was das Eis so alles zu erzählen hätte, wie weit die Reise schon gedauert hat und über die Vergänglichkeit allgemein. Ja und dann ist es auch ein erhebender Moment, wenn man einen Martini mit jahrhunderte- oder jahrtausendealtem Eis geniessen darf und mit abgeschaltetem Motor inmitten des Splittereisfeldes in der Strömung treibt. Unbeschreiblich schön und man fühlt sich geerdet und klein.

Mein Freund Speedy aus Grindelwald schrieb gerade zu einem vorigen Blogbeitrag: „Faszination pur… – …hast ja vorher noch nie einen Eisberg fotografiert“

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Die pure Faszination hat mich wieder einmal gepackt und die tausenden Eisberg-Bilder, die ich bereits gemacht habe, unterscheiden sich von den neuen Bildern wesentlich. Sie sind Vergangenheit und jeder neue Eisberg ist ein Augenblick, den ich jetzt geniessen und festhalten darf.

.

Weißes Eis

Im weißen Eis befinden sich viele Luftbläschen und das Eis ist noch nicht sehr stark verdichtet und relativ jung. Durch die Luftbläschen dringt das Licht gut durch das Eis und es erscheint dann weiss. Wegen der vielen Luftbläschen im Eis ist das weisse Eis auch nicht so schwer wie blaues und schwarzes Eis.

.

Blaue Adern in weissen Eisbergen

In vielen Eisbergen befinden sich wunderbare Adern mit klarem blauen Eis. Diese blauen Adern entstehen durch Schmelzwasser, das in Gletscherspalten eingedrungen ist und später wieder gefror.

.

Blaues Eis

Da seit Jahrtausenden, Jahr für Jahr neuer Schnee auf den Gletscher gefallen ist und die Luft aus dem Eis gepresst hat, ist blaues Eis stärker verdichtet und älter als weißes Eis. Ohne Luftbläschen liegt diese Art von Eis schwerer im Wasser.

.

Schwarzes Eis

Als das schönste Eis gilt das schwarze Eis. Es ist sehr schön, wird aber überall in Grönland gefürchtet. Dieses Eis ist nicht schwarz, sondern transparent. Fast alle Luftbläschen sind herausgepresst und daher liegt dieses Eis sehr schwer im Wasser. Von diesem Eis ist nur ein sehr kleines Stück oberhalb der Wasseroberfläche sichtbar. Man kann es oft fast nicht sehen oder es sieht aus wie ein treibender Felsen. Es ist schwerer zu sehen als andere Eisarten und kann für Boote sehr gefährlich sein.

.

Eisschollen aus Salzwasser

Die vierte Eisart sind Schollen, die aus gefrorenem Meerwasser bestehen und die tatsächlich salzig sind. Die Gewässer im hohen Norden frieren im Herbst und Winter zu und wenn im Frühjahr und Sommer das Tauwetter einsetzt, bricht die Eisfläche wieder auf. Viele der Eisschollen kommen aus der Arktis und treiben der Südküste Grönlands entlang Richtung Süden.

.

Schmutziges Eis

Schmutzige Eisberge sind durch Staub und Erde verdrecktes Eis, das aus den Gletscherkanten in Landnähe, den Moränen, gebrochen wird. Gelegentlich sieht man sogar Eisberge, an deren Spitze sich große Felsbrocken befinden.

Aber ganz gleich welcher Art ein Eisberg zuzurechnen ist, er ist faszinierend und süchtigmachend.

Jede Fahrt mit dem Boot zu den Eisbergen von Ilulissat ist etwas besonderes und ob man will oder nicht, man ist immer am Fotografieren. Irgendwie will man jeden Eisberg für sich konservieren. Täglich erlebt man die Veränderung und die Vergänglichkeit.

Wir sind alle zusammen glücklich, das alles in Grönland erleben zu dürfen.

Aber das Packen wartet bereits wieder auf uns. Unsere nächste Station wird das Eqi Camp sein, das wir mit einer 5 – 6 stündigen Fahrt mit einem Boot erreichen werden, wenn es das Wetter zulässt.

.

Ilulissat, 08. 08. 2018