USA 09/2018 (01)

Eine weitere Traumreise beginnt heute am Flughafen Zürich. Der erste Flug geht nach San Francisco, wenn es klappt. Der Flug wurde schon mal wegen technischem Defekt auf unbestimmte Zeit verschoben. In einer Stunde sollte die nächste Info kommen. Nach einer weiteren Verschiebung nach hinten geht es nun doch los. Ich sitze bereits im Flugzeug und bin immer noch angespannt. Meine Zeit beim Umsteigen in San Francisco für Gepäck holen, Zollkontrolle, Gepäck aufgeben, Sicherheitscheck und Gate aufsuchen wird immer kleiner. Der Captain spricht gerade, gleich geht es los. Denkste, der Tower gibt uns voraussichtlich erst in einer Stunde Starterlaubnis, da der Luftraum mit Flugübungen der Staffel für das kommende Flughafenjubiläum belegt ist.

Und dann, endlich, rollen wir zum Flugfeld. Ja, ja, ja – wir heben ab. Amerika ich komme …Las Vegas ich komme (vielleicht etwas verspätet) aber ich komme auf jeden Fall.

Meine ganze Hoffnung liegt nun darin, dass unser Captain das Letzte aus dem Flieger rausholt. Vorsichtshalber sage im mein abendliches Treffen und das Sonnenaufgangsfotografieren mit einem anderen Teilnehmer ab und richte mich geistig darauf ein, dass ich den Anschlussflug nach Las Vegas nicht erreiche. Was soll’s, auch in San Francisco kann ich mir locker vorstellen, eine Nacht zu bleiben. 😉

Das Wichtigste für den Moment, wir sind in der Luft und fliegen in Richtung „großer Teich“, den wir nun mal überqueren müssen. Wenn man den größten Teil des Fluges verpennt, ist man umso schneller da. Bereits der Landeanflug weckte bei mir Glücksgefühle. Einmal die super Lage von San Francisco mit den vielen Brücken und andererseits war das Flugzeug schneller als gedacht. Die Chancen steigen, dass ich am Abend in Las Vegas auf dem „Strip“ flanieren kann.

Ja, ja, ja … vorweggenommen, es hat geklappt.

Eine Stewardess war so freundlich und hat beim Piloten, betreffend Anschlussflug nachgefragt. Mit anderen Passagieren durfte ich gleich nach dem Andocken raus und losspringen. Erst durch die Passkontrolle. Eine ganze Armada mit Automaten stand bereit. So dass wir den Pass einlesen, vier Finger der rechten Hand scannen und eine Porträtaufnahme machen konnten. Eine freundliche Dame vom Zoll half mir mit einem kleinen Kniff, eine Blende war nicht ordentlich am Gerät, dass mein Pass eingelesen wurde. Zum Schluss wurde man mit einem Ticket mit Bild aus einem Drucker belohnt, der dann die Tür zu Amerika aufmachen half. Das Einreiseformular hatten wir bereits im Flugzeug ausgefüllt und zusammen mit dem Pass und meinem selbst erstellten Ticket, ging es in die Warteschlange. Es ging relativ schnell bis ich dran war und die Papiere nochmals alle von einem aufmerksamen Beamten gegengeprüft wurden. Nach dem beantworten von ein paar Fragen durfte ich weiter springen, um den Baggage Claim zu suchen. Der Weg führte den halben Flughafen durch zum Gepäckband. Kaum angekommen, konnte ich den Koffer vom Band holen. Nun im Laufschritt weiter zur Gepäckaufgabe. Hier wird der Koffer gecheckt, alles passte und mein Koffer war nun bereits unterwegs nach Las Vegas. Ich will auch … keine Zeit, zu jammern. Ich springe weiter zum Security Check. Hilfe, eine Riesenmenge an Personen stehen an. Am Band dann wieder alles Übliche in Schalen legen plus Schuhe, Kameras aus dem Rucksack holen. Beim Ganzkörperscan ging natürlich bei mir der Alarm los. Das hatte ich doch schon in Zürich. Höfliche Befragung, Aufklärung und Körperabtastung plus Streifentest. Als der Detektor für mich grünes Licht anzeigte, durfte ich mich und meinen Rucksack wieder „zusammenbauen“ und weiterspringen. Natürlich hatte man mir mein Gate 67 weggenommen und neu das Gate 90 zugewiesen. Das war aber am anderen Ende der Flughafenhalle. Inzwischen schwitzte ich und hatte es trotz Air Condition im Flughafen sehr heiss. Mein Ziel war aber immer noch Las Vegas. Gate 80 kam in Sicht, 81, 82, 83, wie bei einem Countdown … 90, ich hatte es geschafft, die anderen Passagiere standen bereits zum Boarding bereit. Wir wurden noch kurz gefragt, ob jemand lieber auf einen späteren Flug möchte, der Flieger wäre übervoll. Nein, nein, nein, ich nicht, ich will wie mein Koffer mit dieser Maschine nach Las Vegas. Las Vegas ich komme … knapp geschafft … aber ich komme.

Es dämmert schon als wir abflogen. Ich war happy, dass ich das Flugzeug erreicht hatte und genoß es, nicht mehr springen und hetzen zu müssen. Die Dunkelheit nahm immer mehr zu und man sah nur noch schwarz aus dem Fenster. Nach relativ kurzer Zeit wurde der Landevorgang angekündigt. Man sah nichts, nur schwarz, bis dann plötzlich Las Vegas aus der Dunkelheit auftauchte. Wie ein UFO von einem anderen Stern.

Rundum ist alles Wüste, schwarz wie die Nacht. Es war ein überwältigender Moment, als dann dieses Lichtermeer aus dem Nichts auftauchte. Ich konnte mich nicht sattsehen. Von mir aus hätte das Flugzeug ein paar Runden drehen dürfen.

Und dann sah man ihn von oben, „den Strip“, den Las Vegas Boulevard South, der sich von Süd bis Nord durchzieht und wie eine Perlenkette aussieht, die links und rechts wundervoll beleuchtete Hotels und Casinos aneinander reiht.

Bereits am Flughafen, nach dem Aussteigen wurde man daran erinnert, in der Spielerstadt Las Vegas zu sein. Ein Spielautomat am anderen.

Mein Weg endete an der Haltestation einer Untergrundbahn. Hier wurde ich nervös, denn ein Teil der Passagiere hatte bereits den Koffer dabei. Auf meine Frage bekam ich dann von einer netten Dame zur Antwort, dass ich richtig unterwegs bin. Sie hatte dann ein Auge auf mich und wies mich in die richtige Richtung.

An der Endstation der Bahn ein Gepäckband am anderen, klar dass ich das Band 27 von 30 hatte. Ich lauf ja gerne, besonders auf Flugplätzen.

Im Hotel angekommen musste man durch eine unglaubliche Spielhölle, um zur Rezeption zu gelangen.

Las Vegas

Las Vegas ist eine der am Meisten besuchten Städte der Welt. Knapp 43 Millionen Besucher waren es 2016, absoluter Rekord bis dahin. Gestern erzählte mir mein Taxifahrer, dass die 60 Millionen Besucher pro Jahr bereits überschritten wurden. Und nun komme ich auch noch. Las Vegas wird mich nicht groß spüren, ich werde nur für zwei Nächte hier sein. Das war zwar nicht mein erstes Traumziel, aber unsere Tour startet hier in der Mojave Wüste, im Süden des Bundesstaates Nevada, in Las Vegas.

Der berühmte Las Vegas Strip ist ein 6,5 km langer Abschnitt des Las Vegas Boulevard South, wo auch unser Hotel „New York – New York“ liegt. 2.045 Zimmer auf 45 Stockwerken in 12 Wolkenkratzern, der Manhattan Skyline, um die sich eine Achterbahn windet „ The Roller Coaster“. Vor dem Hotel steht eine maßstabsgetreue Freiheitsstatue und die nachgebaute Brooklyn Bridge. Irgendwie kommt mir das Ganze etwas eigenartig vor, wenn ich an unsere Beschaulichkeit im kleinen Liechtenstein denke.

Auf dem Weg über den Strip kam ich mir vor wie „Alice im Wunderland“. Der grandiose Eindruck setzte sich an jeder Ecke fort. Die Zeit hatte ich vergessen, den Hunger verdrängt und den Durst erst recht. Ich konnte mich nicht sattsehen an dieser bunten überlebensgroßen Märchenwelt. Dazwischen kam immer mal wieder der Gedanke, dass ich mich mitten in einer Wüste befinde. Als gelernter europäischer „Stromsparer“ und Kleingeist, wundert man sich immer wieder über diese gewaltige Energieverschwendung. Alles wird beleuchtet, riesige Bildschirme zeigen Werbung und alles wird gekühlt. Nicht nur die Hotelzimmer, sondern auch die ganzen Gänge und Restaurants, die Casinos, die es an jeder Ecke gibt und die Einkaufszentren. Wie sagte mein Freund Fredy aus Bern: „Du wirst sehen, dass die Amerikaner alles in Groß lieben, sie haben unendlich Platz und sind viel freundlicher als die Europäer.“ Und er hat recht!

In der Nacht ankommen in dieser bunten Lichterwelt ist sehr beeindruckend. Umso mehr war ich vom Tag enttäuscht. Alles, was in der Nacht fasziniert hat, war am Tag ernüchternd. Dazu kommt die beinahe unerträgliche Hitze. Und dann noch ein Highlight zum Schluss. Wir haben bei der großen amerikanischen Kaffeehauskette zwei Flaschen Wasser mit je einem Liter Inhalt gekauft und dafür 20 Dollar plus 20% Trinkgeld, also 22 Dollar bezahlt. Abzocke gibt es auch hier.

Nachdem ich die letzte Nacht kaum geschlafen habe, werde ich heute wieder an der Zeitumstellung arbeiten und früher zu Bett gehen. Morgen geht es dann weiter in den Zion Nationalpark.

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Las Vegas, 01.09.2018

2 Kommentare

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Fredy Engler
3. September 2018 um 20:32

Es ist schon etwas speziell eine vor allem der schönen Natur der USA gewidmete Reise in Las Vegas zu beginnen! Nicht erstaunlich, dass der Vergleich mit Vaduz verstört. Geniesse die Weiterreise in die NP!

Füllemann Speedy
4. September 2018 um 20:56

Lieber Jürgen – fantastisch, wie du das alles geschaft hast! – Im Jahr 2000 war ich in Las Vegas – und ebenfalls im gleichen Hotel! Dann gings mit der Harley los… gute Erinnerungen! Wünsche dir einen tollen Start auf deiner Tour. Und ja…. den Jackpot brauchst du ja nicht wirklich… 😉