Antarctica, Weddell Sea, Falkland Islands 2019

Antarctica

Keine menschlichen Einheimische, Millionen von Pinguinen und anderen Vögeln, Nahrungsgebiet für Tausende von Walen und ein Kontinent, der der Wissenschaft gewidmet ist.

Es ist das gefrorene Reich der Antarktis, eine grosse, geheimnisvolle Landmasse am südlichen Ende des Erdballs, die etwas grösser als Europa ist.

Die Antarktis war zu Beginn des 20. Jahrhunderts der letzte unerforschte Kontinent der Erde. Kein Mensch hatte zuvor Fuss auf das gefrorene „Terra Incognita“ gesetzt. Bis sich dann in den frühen Jahrzehnten des Jahrhunderts, Abenteurer auf den Weg machten, um die Geheimnisse der Antarktis zu erkunden. Und nun kommen wir auch noch.

MS Akademik Ioffe

Unsere grosse Reise dürfen wir mit dem Expeditionsschiff MS Akademik Ioffe antreten. Sie wurde 1989 in Finnland für die russische Akademie der Wissenschaften gebaut. Sie diente ursprünglich als Forschungsschiff für Hydro-Akustik, ist eisverstärkt und fährt besonders leise und ruhig. Sie hat 48 Kabinen und kann damit maximal 96 Passagiere aufnehmen. Damit hat das Schiff die richtige Grösse, da gemäss IAATO Regeln nur 100 Personen gleichzeitig für 4 Stunden in der Antarktis anlanden dürfen.

Antarktis-Fakten

Die Antarktis ist das Südpolargebiet südlich von 60 Grad südlicher Breite, bestehend aus dem antarktischen Kontinent Antarctica, Inseln und Meeren. Sie unterscheidet sich extrem vom Rest der Erde. Hier einige Merkmale, die die Antarktis zu einem aussergewöhnlichen Ort machen.

Dickes Eis

Während die Arktis im Norden aus dickem oder auch dünnerem Eis besteht, ist die Antarktis eine grossteils vom Eis bedeckte Landmasse. Eis, das bis zu viereinhalb Kilometer dick ist.

Süsswasserreserve

Rund 70 Prozent des Trinkwassers der Erde befindet sich auf dem eisbedeckten Kontinent der Antarktis und 90 Prozent des weltweiten Eises.

Seen unter dem Eis

Forscher haben entdeckt, dass sich unter dem Eis Wasserseen befinden mit mikroskopischem Leben.

Gebirge

Die Antarktis wird in eine östliche und eine westliche Region durch eine Gebirgskette von 4.800 Kilometern Länge geteilt. Die meisten Gipfel sind vollständig vom Eis bedeckt und nur wenige sind sichtbar oder so steil, dass sie schneefrei sind. Das höchste Gebirge ist das Vinson- Massiv mit dem Mount Vinson (5.140 m). Der tiefste Punkt liegt 2.538 m unterhalb des Meeresspiegels im Bentleygraben.

Forschungskontinent

Die Antarktis ist durch die Isolation, das überaus harte Klima und die schwere Erreichbarkeit fast perfekt für verschiedenste Forschungsprojekte. Je nach Jahreszeit leben einige Wissenschaftler auf dem Kontinent. Rund 30 Länder unterhalten ca. 80 Forschungsstationen.

Katabatische Winde

Die Geographie und das besondere Klima sorgen für die katabatischen Winde, sogenannte katabatische Fallwinde. Über der Eisfläche eines Hochplateaus oder Gletschers kühlt sich die Luft so stark ab, dass die Dichte zunimmt. Als Druckausgleichsströmung mit der wärmeren Umgebung entsteht der katabatische Wind, der auch eine grosse Rolle bei der Bildung von antarktischem Meereis spielt. Die katabatischen Fallwinde in der Antarktis sind weltweit die stärksten Winde mit mehr als 300 km/h. Die gemessene Spitzengeschwindigkeit einer Forschungsstation, 372 km/h.

Vulkane

Es gibt viele erloschene Vulkane in der Antarktis, aber auch zwei aktive. Der eine liegt auf der vorgelagerten Insel Deception Island, ist von Eis bedeckt und erzeugt Eruptionen unter dem Eis. Der andere Vulkan in der Antarktis ist der aktive Mount Erebus (3.794 m). Ein dauerhafter See aus geschmolzener Lava befindet sich in dessen Krater.

Megadünen

Ein faszinierendes Phänomen wurde durch Satellitenfotos entdeckt, die sogenannten Megadünen. Wellenförmige Formationen in der gefrorenen Oberfläche, flach und unheimlich lang, ergeben von oben betrachtet ein gestreiftes Muster. Allerdings sind die Neigungen so sanft, dass sie vom Eis aus nicht wahrnehmbar sind.

Meteoriten

Dunkle Gesteinsbrocken, Meteoriten, stechen aus der monochromen Landschaft heraus und sammeln sich dank der Eisdrift in derselben Region.

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Die Antarktis liegt buchstäblich am anderen Ende der Welt und ich darf gemeinsam mit meiner Frau an einer Abenteuerreise zum kältesten Kontinent unseres Planeten teilnehmen.

Einer grosser Traum geht in Erfüllung!

Aber, man muss auch einiges auf sich nehmen. alleine die Anreise ist bereits ein Abenteuer. Besonders die Überraschung im Kleingedruckten der Reederei, dass beim Charterflug Koffer und Fotorucksack zusammen nicht mehr als 20 kg haben dürfen. Da nützt es wenig, dass wir bei allen anderen Flügen 23 + 8 kg mitnehmen dürfen. Ärgerlich, dass uns das Reisebüro nicht informiert hat.

Und für mich ist es zudem noch ein riesiges Kontrastprogramm. In Indien besuchen täglich zwischen 10’000 und 40’000 Menschen nur das Taj Mahal, während in den 3 Monaten im Sommer, wo die Antarktis erreicht werden kann, nur 35’000 bis 50.000 Besucher in diese Region vordringen.

Eine Enkeltochter, fragte mich, wo die Antarktis denn ist. Ich erklärte ihr dies anhand der Erdkugel. Dass auf der oberen Seite der Erdkugel der Nordpol ist und Oma und Opa bei einer früheren Reise in der Nähe des Nordpols waren, ganz im Norden der norwegischen Inselgruppe Svalbard. Auf der unteren Seite der Erdkugel sich aber der Südpol befindet, der ganz vom Eis überdeckt auf dem Kontinent Antarktis liegt. Und dass uns unsere Reise in die Nähe des Südpols führt. Sie nickte, überlegte kurz und meinte dann, dass wir aber dort dann auf dem Kopf stehen würden. So ein Herzchen. 😉

Und sie hat recht, je mehr wir darüber lesen, umso mehr stehen wir „auf dem Kopf“ und können es fast nicht erwarten.

Abgeschieden, nahezu unberührt, liegt dieses weisse, glitzernde Paradies sehr, sehr weit entfernt. Die Antarktis ist Inbegriff der Unerreichbarkeit, es ist ist nirgends kälter als hier, über Minus 80 Grad Celsius wurden im Winter gemessen und nirgendwo fegen heftigere Stürme, über 370 km/h, über das Eis.

Von Frankfurt geht es via Sao Paulo (knapp 12 Stunden) nach Santiago de Chile (gut 3 Stunden) und mit einem Inlandflug nach Punta Arenas (knapp 5 Stunden). Um nicht über die Drake Passage fahren zu müssen und den Zeitaufwand zu kürzen, fliegen wir am nächsten Tag mit einem Charterflug nach King George Island (2 Stunden), wo unser Schiff, die Akademik Ioffe auf uns wartet.

King George Island ist die grösste Insel der South Shetland Islands in der Antarktis. Hier werden wir mit den Zodiacs zum Schiff gebracht.

Über Nacht fährt die Akademik Ioffe durch die „Bransfield Strait“ wo wir nach dem Aufwachen die ersten Gipfel des Antarktischen Kontinents sehen können. Die nächsten drei Tage sind für die Erkundung der Küste in der „Gerlache Strait“ und der „Antarctic Peninsula Region“ vorgesehen. Je nach Witterung fahren wir durch den „Lemaire Channel“ Richtung „Pleneau Island“ und die „Penola Strait“. Südlich davon liegt „Petermann Island“, wo „Adelie Penguins“ (Adeliepinguine) und „Gentoo Penguins“ (Eselspinguine) nebeneinander brüten. Wir werden jeden Tag versuchen anzulanden und Wanderungen zu machen. Auf der Rückfahrt sollten wir am Mount Scott und Mount Shackleton vorbeikommen und den Lemaire Channel befahren.

Es ist auch geplant, Paradise Harbour, Orne Harbour oder Andvord Bay anzufahren. Allerdings wird das unser Kapitän vor Ort entscheiden müssen. Eine Übernachtung im Zelt, wird bei entspechendem Wetterglück auch angeboten.

Danach geht es wieder nördlich den South Shetland Islands entlang in Richtung Antarctic Sound, dem Tor zur Weddell Sea.

Weddell Sea

Das größte (2,8 Millionen km2) der rund 14 Randmeere des Südlichen Ozeans am antarktischen Kontinent, ist das Weddell-Meer. Das Meer ist hier zwischen 500 und 5000 m tief, teilweise ganzjährig von Eis bedeckt und mehrere Schelfeisgebiete sind hier anzutreffen.

Schelfeis oder Eisschelf

Schelfeis oder Eisschelf ist der Geburtsort der Tafeleisberge. Durch das „Kalben“, das Abbrechen kleinerer oder grösserer Eisplatten am Rand entstehen immer wieder die typischen Tafeleisberge der Antarktis.

Schelfeis ist eine große Eisplatte, die auf dem Meer schwimmt und von Gletschern, Eisströmen oder Eiskappen gespeist wird und mit diesen verbunden ist. Um von Schelfeis zu sprechen, muss die Platte mindestens zwei Meter über den Meeresspiegel ragen. Es hat eine Dicke zwischen 200 und 1000 Metern.

Auch die geplanten Exkursionen in der Weddell Sea sind stark vom Wetter und den Eisverhältnissen vor Ort abhängig. Hope Bay, Paulet Island und Brown Bluff sind geplant, wir hoffen, dass es klappt. Hier sind Adeliepinguine zuhause und vielleicht sehen wir auch Emperor Penguins, die Kaiserpinguine. (Man(n) wird ja wohl träumen dürfen.)

Deception Island

Deception Island ist eine Insel der South Shetland Islands. Die Insel ist der Gipfelbereich eines vom Meeresgrund etwa 1500 m hoch aufragenden aktiven Vulkans, der seinen letzten Ausbruch im Jahr 1970 hatte.

In Deception Island ist eine Anlandung geplant, bei der das Schiff in die Mitte des Vulkankraters fahren wird und wir zum Kraterrand (Neptune’s Window) aufsteigen können. Wir sind gespannt, was wir wettertechnisch machen können.

Bevor wir uns auf den Weg zu den Falklandinseln machen, ist noch ein Besuch auf Elephant Island, der Heimat von Chinstrap Penguins (Zügelpinguine) und Macaroni Penguins (Goldschopfpinguine) vorgesehen. Die felsige, unbewohnte Insel Elephant Island ist die östlichste der South Shetland Inseln und liegt 245 km nordöstlich der Spitze der Antarktischen Halbinsel im Südlichen Ozean. Von hier sind es nur 1.300 km nach Südgeorgien und 935 km zu den Falklandinseln. Mich würde es ja nach Südgeorgien ziehen, aber meine Frau hat den kürzeren Seeweg gewählt. 😉

Zwei Tage und Nächte wird die Fahrt zu den Falklandinseln dauern, abhängig vom Wetter.

Falkland Islands

Die Falklandinseln, von den Argentiniern als Islas Malvinas bezeichnet und trotz verlorenem Krieg gegen Großbritannien, immer noch beansprucht, sind eine Inselgruppe im südlichen Atlantik. Etwa 420 Inseln mit einer Gesamtfläche von ungefähr 12.000 km2 liegen 450 Kilometer nordöstlich von Feuerland und 600 Kilometer östlich von Patagonien und gehören geographisch zu Südamerika. Sie sind ein britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie, aber nicht Mitglied der Europäischen Union. Das Klima auf den Falkland Inseln ist kalt und ozeanisch und wird durch die isolierte Lage im Südatlantik geprägt. Die Durchschnittstemperatur liegt im Hochsommer bei ca. +10 Grad, im Winter bei +7 Grad Celsius. Durch die Meeresströmungen sind die Falklandinseln von sehr nährstoffreichem Wasser umgeben, das den Pinguinen und den Seevögeln zugute kommt.

Zum Ende unserer Antarktis Reise werden wir auf den Falklandinseln Saunders Island, West Point Island und die Hauptstadt Stanley anlaufen. Von Mount Pleasant fliegen wir dann zurück nach Punta Arenas, Santiago de Chile und zurück nach Europa, nach Frankfurt.

Wir freuen uns ungemein auf dieses Abenteuer und wir sind gespannt, was wir alles sehen dürfen, oder von was wir weiter träumen müssen.

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Auf dem Schiff werden wir keinerlei Verbindung mit dem Internet haben. Der früheste Zeitpunkt um Fotos online zu stellen, wird vermutlich in Stanley auf den Falklandinseln sein, oder dann wieder in Punta Arenas.


Frankfurt, 18. Januar 2019