Neuseeland 2018 (01)

„Träume sind nicht Schäume“

Im Jahre 2014 durch drei tragische und viel zu frühe Todesfälle im Freundeskreis aufgeschreckt, realisierte ich, dass unter Umständen das Warten auf die Pension um zu reisen, die falsche Strategie ist. Eine „Wunsch-Liste“ war ja seit der Kindheit vorhanden, die je nachdem, immer wieder ergänzt, bzw. erweitert wurde. Als Hilfsmittel wählte ich die Fotografie, die mir half, das Erlebte einerseits fest zu halten und andererseits in kleinen Gruppen zu reisen.

„Der Weg ist das Ziel.“

Inzwischen weiss ich, dass für mich die Fotografie nicht Selbstzweck, sondern Hilfe auf dem Weg zum Ziel ist und die „ToDo Liste“ nicht ab- sondern zunimmt.

Was mich aber völlig überrascht hat, das sind die Begegnungen mit anderen Teilnehmern und Reiseleitern.

Mit vielen Reisebegleitern versteht man sich bereits während der Reise mehr schlecht als recht. Besonders die „Selbstdarsteller“, die „Ewignörgler“, die „Allesbesserwisser“, die „Socialmedia-Like-Sammler“, die „Kameramarken-Fetischisten“ oder die allgemeinen „Markenschweine“ fallen darunter und fehlen einem nach der Reise nicht.

Mit einem Grossteil versteht man sich einfach super, man ist nach der Reise befreundet und tauscht sich noch längere Zeit nach der Reise gegenseitig aus und schreibt einander. Mit diesen würde man gerne wieder eine gemeinsame Reise machen.

Die aussergewöhnlichste Gruppe ist die dritte Gruppe, die für mich als „Bergtalbewohner“ so besonders ist.

Im Rheintal wohnend, von hohen Bergen umgeben, hat man tendenziell einen „beschränkten Horizont“. Das führt dazu, dass wir uns „Fremden“ gegenüber vorsichtig und Distanz wahrend verhalten. Dies ist bei den folgenden Personen einfach anders.

Speedy aus Grindelwald, Ines und Peter aus Namibia, Hannes und Noa aus Südafrika und Serdar aus Deutschland haben bei mir etwas zum Klingen gebracht. Es ist eigenartig, wenn man gleich nach dem Kennenlernen das Gefühl hat, jemanden zu kennen, irgendwie „seelenverwandt“ zu sein.

Es war vor einem Jahr auf den Färöer Inseln, als Serdar mich gefragt hat, ob ich Lust habe, mit ihm in einem Campervan Neuseeland zu entdecken. Natürlich hatte ich Lust, irgendwie sind wir ja „Brüder im Geiste“. Diese Seelen-Verwandtschaft ist da oder nicht und bei Serdar und mir definitiv seit unserem Kennenlernen auf den Färöern vor 2 Jahren. Und so haben Serdar und ich das Abenteuer Neuseeland vor einem Jahr das erste Mal thematisiert. Aus der ersten Idee (8 Wochen Aufenthalt), wurden schlussendlich 4 Wochen, die wir nun heute, am Flughafen in Frankfurt, starten.

„Träume werden wahr“

Wir werden aus dieser Reise eine „Once in the Lifetime “ Reise machen und es ist für Serdar und mich das erste Mal, in einem Campervan auf engstem Raum zu zweit unterwegs zu sein. Wir haben definitiv keinen fixen Reiseplan. Unser Motto für diese Reise:

„Wir lassen uns treiben, überraschen und nichts muss, aber alles kann.“

Natürlich haben wir beide Ziele, die wir sehen wollen. Aber kein Ziel ist so fix, dass es sein muss.

Neuseeland

Neuseeland ist ein kleines Land mit einer ähnlichen Größe wie Großbritannien. Bei gerade mal vier Millionen Menschen ist es außerdem wunderbar unbevölkert und ursprünglich.

Die beeindruckende Landschaft Neuseelands

Es gibt eine Vielfalt beeindruckender Landschaften in Neuseeland, alle in Reichweite voneinander. Spektakuläre Gletscher, malerische Fjorde, zerklüftete Gebirge, weite Ebenen, sanft geschwungene Hügel, subtropische Wälder, Vulkanplateaus, kilometerlange Küsten mit herrlichen Sandstränden – hier gibt es einfach alles.

Neuseeland liegt im Südwestpazifik und besteht aus zwei Hauptinseln – der Nordinsel und der Südinsel. Dazu kommen die Stewart-Insel und viele kleinere Inseln vor der Küste. Das Rückgrat der Nordinsel bildet eine Gebirgskette, die in der Mitte verläuft, mit sanft geschwungenem Ackerland auf beiden Seiten. Das Zentrum der Nordinsel wird vom Vulkanplateau beherrscht, einem aktiven vulkanischen und thermalen Gebiet. Die gewaltigen Southern Alps bilden das Rückgrat der Südinsel. Im Osten der Southern Alps befindet das hügelige Ackerland von Otago und Southland und die weiten, flachen Canterbury Plains.

Geschichte

Neuseeland hat auch eine reichhaltige und faszinierende Geschichte, mit seinem 700 Jahre alten Maori Erbe und der Ansiedlung der Europäer im 18. Jahrhundert.

Maori

Die Maori waren die ersten Menschen, die hier mit ihren Kanus vor tausend Jahren aus Hawaiki landeten. Die Polynesier errichteten Siedlungen und es entstand eine erfolgreiche Stammes Gesellschaft, die sich über Hunderte von Jahren entwickelte.

Erste Siedler

Nachdem die Maori die Heimat ihrer polynesischen Vorfahren, Hawaiki, vor etwa 1000 Jahren hinter sich gelassen hatten, gründeten sie hier eine neue Gesellschaft, die auf dem Iwi (Stamm) basierte und Hunderte von Jahren florierte.

Ankunft in Aotearoa

Nach Angaben der Maori war Kupe der erste Seefahrer, der Neuseeland entdeckte. Er nutzte die Sterne und Meeresströmungen als Navigationshilfe und machte sich von der polynesischen Heimat Hawaiki aus mit seinem Waka Hourua (Reisekanu) auf die lange Reise durch den Pazifik. Man denkt, dass Kupe vor etwa 1000 Jahren am Hafen von Hokianga in der Region Northland an Land ging.

Wo ist Hawaiki?

Sie werden den Ort Hawaiki auf keiner Landkarte finden, aber man nimmt an, dass die Maori von einer Insel oder Inselgruppe in Polynesien im Südpazifik stammen. Der genaue Ursprungsort ist nicht bekannt, aber die Sprache und Kultur der Maori zeigt eindeutig Gemeinsamkeiten mit Bewohnern anderer polynesischer Inseln wie Cook Islands, Hawaii und Tahiti.

Entdeckung durch Europäer

Der holländische Entdecker Abel Tasman war der erste Europäer, der 1642 Neuseeland erreichte. Doch die Briten waren später verantwortlich für die Kolonialisierung des Landes.

840 wurde der Vertrag von Waitangi, ein Abkommen zwischen der britischen Krone und den Maori Häuptlingen, unterzeichnet. Das Dokument führte die britische Gesetzgebung in Neuseeland ein und verlieh gleichzeitig Neuseelands Maori Autorität und Bestimmung über ihr Land und ihre Kultur. Der Vertrag wird heute als Gründungsdokument Neuseelands angesehen. Der Platz und die Gebäude, wo der Vertrag damals unterzeichnet wurde, sind heute die populäre Touristenattraktion “Waitangi Historic Reserve“. Der Originalvertrag kann im Nationalarchiv Wellington eingesehen werden.

Faszinierende historische Maori Stätten und Taonga (Schätze) stehen im Kontrast zu vielen schönen Gebäuden aus der Kolonialzeit Neuseelands.

Der im Jahre 1840 unterzeichnete „Treaty of Waitangi“ ist ein Abkommen zwischen der britischen Krone und den Maori. Fortan basierte Neuseeland auf britischem Recht, während den Maori die Herrschaft über ihr Land und ihre Kultur garantiert wurde. Der Vertrag wird als Gründungsdokument Neuseelands betrachtet.

Unabhängigkeitserklärung

Nach der Forschungsreise von Kapitän Cook im späten 18. Jahrhundert kam eine wachsende Anzahl europäischer Siedler nach Neuseeland. Bis 1839 lebten etwa 2.000 Pakeha (Europäer) in Neuseeland. Nach einer zunehmenden Rechtslosigkeit zwischen Händlern und Siedlern im Jahre 1833, ernannte die britische Regierung James Busby zum britischen Regierungsvertreter um britische Handelsinteressen zu schützen und den wachsenden Gesetzeswidrigkeiten zu begegnen.

1835 waren die Franzosen an Handel und Besiedlung in Neuseeland interessiert und hatten bereits Land gekauft. Als Reaktion darauf unterzeichnete die britische Krone eine Unabhängigkeitserklärung mit 34 Maori-Häuptlingen aus dem Norden. Diese erklärte Neuseeland zu einem unabhängigen Staat unter britischer Herrschaft. Weiterhin wurde festgelegt, dass „ohne Einverständnis der Maori kein Anspruch auf Neuseeland gemacht werden könnte“.

Der Anwesenheit von Busby zum Trotz wuchs die Anzahl der Gesetzeswidrigkeiten und der dubiosen Landverkäufe an die Pakeha. Somit beschloss die britische Regierung, eine effektive Gesetzgebung in Neuseeland einzuführen. 1840 wurde Kapitän William Hobson als Lieutenant-Governor gesandt. Sein Auftrag war, die Souveränität Neuseelands basierend auf einem Vertrag mit den Maori-Häuptlingen zu erhalten.

Das Waitangi-Tribunal

Obwohl es als Neuseelands „Gründungsdokument“ gilt, wurden viele der Rechte, die den Maori im Vertrag garantiert wurden, ignoriert. Trotz des angebotenen Schutzes, der im Vertrag von Waitangi verankert wurde, verloren die Maori im 19. und 20. Jahrhundert beträchtliche Mengen an Land. Die Art und Weise wie das Land verloren ging, war häufig fragwürdig und führte zu großem Protest von Seiten der Maori.

1975 wurde das Waitangi-Tribunal von der Regierung gegründet. Dieses Gericht wurde eingesetzt, um den Vertrag als ein relevantes und gültiges Dokument anzuerkennen. Seitdem hat das Waitangi-Tribunal über etliche Forderungen der Maori Iwi (Stämme) verfügt. In vielen Fällen wurden Kompensationen, häufig in Form von finanziellen Zahlungen und Land, gewährt. In den letzten zehn Jahren wurden einige besonders große Abfindungen zwischen der Regierung und bedeutenden Iwi getroffen, einschließlich der Tainui von Waikato und Ngai Tahu von der Südinsel. Ein großer Anteil der Ausgleichszahlungen wurde in Einrichtungen für Bildung und Gesundheit für Mitglieder des Iwi investiert.

Welche Übersetzung des Vertrags von Waitangi ist die richtige? Beide! Da beide Versionen unterzeichnet wurden, ist das Waitangi-Tribunal angewiesen, beide Texte zu begutachten, bevor es eine Entscheidung trifft.

Das war sozusagen die Einleitung einer „Traumreise“, von der ich öfters geträumt habe, die von verschiedenster Seite immer wieder richtig „schwärmerisch“ ins beste Licht gerückt wurde, von der ich aber nicht wirklich geglaubt habe, sie so realisieren zu dürfen. Danke Serdar für deine Frage ob ich mit will. Natürlich will ich mit! Und hoffentlich kommt es so, wie wir uns das ausgemalt haben. 😉

Frankfurt, 02. März 2018

4 Kommentare

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Thomas Brühlmann
3. März 2018 um 13:23

Hoi Jürgen, ich wünsche Euch viele tolle Erlebnisse! Ich durfte vor eine paar Jahren einen Monat in Neuseeland verbringen. Ich erinnere mich super gerne an die Zeit. Herzlicher Gruss Thomas

Füllemann Speedy
3. März 2018 um 14:23

Lieber Jürgen – ich wünsche euch eine spannende Reise! Neuseeland durfte ich mit meiner Frau vor Jahren schon bereisen… Eine Traumdestination! – Dass wir gemeinsam bereits 7 Reisen unternommen haben, zeugt ja wohl von einer gewissen „Seelenverwandschaft“ – Das gemeinsame Hobby – die Fotografie – hat uns sehr viele grossartige Erinnerungen hinterlassen. Das Erlebte zu Hause in Form von Fotobüchern, Blogs und „Festplattenbildern“ aufleben zu lassen ist ein wunderbares Zeugnis des Erlebten – „Das chan iis niemmer meh nähn“ (Grindelwalddiitsch) – Alles Gute euch beiden auf eurer Reise!

Kirstin Schaetz
4. März 2018 um 3:45

Lieber Jürgen.
Ich freue mich, dass der Plan real wird und ist. Habt eine gute Zeit, genießt weiter die Fotografie und ich freue mich auf Deine Berichte und Fotos.
Mit viel Spannung und auch einigen Knopflochtränen hab ich ISLAND gelesen. Es war durch Deinen Bericht und Bilder wieder herrlich real . Passt auf Euch auf !

Ines Mathews
4. März 2018 um 18:00

Hallo ins ferne Neuseeland, lieber Jürgen! Du weisst, dass wir jeden Deiner Schritte verfolgen und uns durch Deine Fotos und Berichte inspirieren lassen werden, treten wir ja selbst die Wohnmobilreise durch Neuseeland im September an. Wir freuen uns, Deine Träume anhand dieses Blogs mit Dir erleben zu dürfen. Take care ! Und viele Grüße aus Namibia, Ines + Peter